Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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2.5 Rationalität in <strong>der</strong> Politik<br />
Bei den Untersuchungsobjekten <strong>der</strong> vorliegenden Dissertation, den Aufgabenträgern<br />
für den regionalen Busverkehr, handelt es sich um Organisationen und organisationale<br />
Akteure, die den Bereichen Politik und öffentliche Verwaltung zuzuordnen sind (siehe<br />
Unterkapitel 3.2). Wie im Unterkapitel 1.2 dargelegt, wurden die Aufgabenträgerorganisationen<br />
im Allgemeinen o<strong>der</strong> ihre Rationalität im Speziellen bislang noch nicht explizit<br />
in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur thematisiert.<br />
Dagegen war die Rationalität politischer Akteure und Organisationen sowie öffentlicher<br />
Verwaltungen auf einer allgemeinen Ebene bereits Gegenstand verschiedener<br />
wissenschaftlicher Diskussionen, sowohl explizit als auch implizit. Ein weiterer Teil<br />
<strong>der</strong> Literaturanalyse befasste sich daher mit den entsprechenden <strong>St</strong>udien, die Hinweise<br />
auf die konkrete Rationalität in <strong>der</strong> Politik und in Verwaltungen – im Sinne <strong>der</strong> hier<br />
relevanten Handlungslogik – liefern. Die entsprechenden Ergebnisse sind Gegenstand<br />
dieses und des folgenden Unterkapitels.<br />
Als wesentliche Theorieströmung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Rationalität politscher<br />
Akteure kann die Public Choice-Theorie angesehen werden (Buchanan 1999; 2000;<br />
Buchanan & Tullock 1965; Niskanen 1998). Sie umfasst zwar deutlich mehr als die<br />
Analyse politischer Rationalität – sie verwendet auch nicht diese Begrifflichkeit – setzt<br />
sich aber unter an<strong>der</strong>em mit dem Entscheidungsverhalten in <strong>der</strong> Politik sowie mit den<br />
damit verbundenen Entscheidungsprozessen auseinan<strong>der</strong>. 12 Die Grundlagen <strong>der</strong> Public<br />
Choice-Theorie sind (unter an<strong>der</strong>em) in den Annahmen des methodologischen Individualismus<br />
und somit in dem Modell des bereits im Unterkapitel 1.2 angesprochenen<br />
ʻhomo oeconomicusʼ zu finden (Buchanan 1999). Politiker maximieren ihren Nutzen<br />
durch eine Maximierung ihrer Macht. Bezogen auf die hier relevante politische Rationalität<br />
ist es daher die Kernaussage <strong>der</strong> Public Choice-Theorie, dass das Handeln von<br />
Politikern durch die Logik <strong>der</strong> Macht geprägt ist. Entscheidend ist für sie die Sicherung<br />
ihrer Macht und ihrer Wie<strong>der</strong>wahl.<br />
Verschiedene Autoren, die nicht in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Public Choice-Theorie stehen,<br />
kommen zu ähnlichen Ergebnissen. So ziehen Conn et al. (1973), die sich explizit mit<br />
dem Konzept <strong>der</strong> politischen Rationalität auseinan<strong>der</strong>setzen, folgenden Schluss:<br />
„Rational political man also seeks to maximize utility and that becomes transferred to<br />
saying that rational political man seeks to maximize his power“ (Conn et al. 1973:<br />
223).<br />
12<br />
Für eine umfassende Darstellung <strong>der</strong> Public Choice Theorie siehe zum Beispiel Mueller (2003).