Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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den Entscheidungen. Also, ich bin natürlich nicht bereit, mich da auszuliefern auf ewig einem<br />
Fuhrhalter, sei es Post o<strong>der</strong> wer auch immer. Ich will ja auch regelmäßig eine Überprüfung <strong>der</strong><br />
Abgeltungen.“ (Interview Case D, pol. AT 2009)<br />
Die Analyse des Interviews im Gesamtkontext, die Analyse von weiteren Dokumenten<br />
sowie die Analyse tatsächlich getroffener und auch nicht getroffener Entscheidungen<br />
zeigte jedoch, dass die tatsächliche Bedeutung finanzieller Werte für das Handeln des<br />
politischen Aufgabenträgers nicht immer ganz so hoch ausfällt, wie im Interview mittels<br />
entsprechen<strong>der</strong> explizier Aussagen vermittelt werde sollte.<br />
Denn zum einen zeigte sich auch für die Fallstudie D, dass die für die Bevölkerung als<br />
relevant eingeschätzten Werte in Bezug auf den ÖV die Entscheidungen <strong>der</strong> politischen<br />
Ebene maßgeblich beeinflussten. Und die Bedeutung von Effizienz für die Bevölkerung<br />
wird in diesem Zusammenhang, wie auch vom Verkehrsdirektor im Interview<br />
erwähnt, als gering eingeschätzt.<br />
„Die ganze Frage <strong>der</strong> Effizienz im ÖV spielt für die Menschen im Kanton und deshalb wahrscheinlich<br />
auch für die Mehrheit im Parlament einfach weniger eine Rolle. […] Solange <strong>der</strong><br />
Kanton bezahlt, interessiert das aber keinen.“<br />
Zum an<strong>der</strong>en wurde deutlich, dass trotz über zehnjähriger Amtszeit keine Daten- und<br />
Vergleichsgrundlage existiert, die es ermöglichen würde, sich einen systematischen<br />
und belastbaren Überblick zum Beispiel über die Effizienz <strong>der</strong> Betreiberunternehmen<br />
zu verschaffen. In diesem Zusammenhang wurde auch erwähnt, dass man keine Kostenvergleiche<br />
durchführen könne, da man immer noch auf das Benchmarksystem vom<br />
BAV warte (Case D: Legislative 2006; Interview Case D, pol. AT 2009). Gemäss<br />
BAV ist das System allerdings seit längerer Zeit einsatzbereit und wird von an<strong>der</strong>en<br />
Kantonen auch bereits verwendet (siehe in diesem Zusammenhang zum Beispiel die<br />
Ausführungen zur Fallstudie B). Damit es von einem Kanton genutzt werden könne,<br />
brauche es allerdings entsprechendes kantonales Engagement (Interview BAV 2009).<br />
Insgesamt zeigt sich, dass Effizienz zwar Teil des Wertesystems des politischen Aufgabenträgers<br />
ist, aber eben nur von untergeordneter Bedeutung – was letztlich auch<br />
eine eigene Aussage des Verkehrsdirektors untermauert.<br />
„Ich möchte zwar grundsätzlich schon niedrigere Kosten, aber nicht um den Preis eines Betreiberwechsels,<br />
schon gar nicht hin zu einem nicht lokalen Unternehmen. So ist das halt bei<br />
uns, ein gutes Miteinan<strong>der</strong> ist dann doch wichtiger als den letzten Rappen zu sparen. Zumal<br />
<strong>der</strong> finanzielle Druck sich ja auch noch in Grenzen hält.“ (Interview Case D, pol. AT 2009)<br />
Dagegen besitzen qualitative Werte auch für den politischen Aufgabenträger des Case<br />
D die höchste Priorität, da die (Wahl-)Bevölkerung eine hohe Qualität im regionalen<br />
Busverkehr beziehungsweise im ÖV generell erwartet. Mit diesem Ergebnis war vor<br />
dem Hintergrund <strong>der</strong> bisherigen Analyseergebnisse <strong>der</strong> politischen organisationalen<br />
Ebenen auch zu rechnen.