Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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6 Empirisches Forschungsdesign<br />
Die folgenden Ausführungen haben das Ziel, die methodologische Ausrichtung <strong>der</strong><br />
empirischen Untersuchung sowie die im Verlauf des Forschungsprozesses verwendeten<br />
Instrumente und Verfahren darzulegen. Damit soll einer wesentlichen Anfor<strong>der</strong>ung<br />
nachgekommen werden, die an empirische Sozialforschung gestellt wird: Transparenz<br />
in Bezug auf die relevanten Entscheidungen und das gewählte Vorgehen im Forschungsprozess<br />
zu schaffen (Atteslan<strong>der</strong> 2010).<br />
6.1 Grounded Theory<br />
Im einführenden Kapitel wurde das konstruktivistische Wissenschaftsverständnis dargelegt,<br />
das dieser Dissertation zugrunde liegt. Darauf aufbauend wurde weiter abgeleitet,<br />
dass zur Erforschung <strong>der</strong> organisationalen Rationalität <strong>der</strong> Aufgabenträger ein qualitativ<br />
angelegtes Forschungsdesign sinnvoll wäre. Konkret basiert <strong>der</strong> empirische Forschungsprozess<br />
auf dem Ansatz <strong>der</strong> Grounded Theory. Die entsprechende Methode<br />
beruht auf den Arbeiten von Glaser & <strong>St</strong>rauss (1967), damals entwickelt als ein Verfahren<br />
für die soziologische Forschung. Im Laufe <strong>der</strong> Jahre und Jahrzehnte wurde die<br />
Grounded Theory jedoch auch in an<strong>der</strong>en Wissenschaftsdisziplinen eingesetzt, so auch<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erforschung organisationalen Verhaltens beziehungsweise<br />
in <strong>der</strong> Organisationsforschung generell (Gioia et al. 2010; Isabella 1990; Kent &<br />
Hellriegel 1991; Locke & Golden-Biddle 1997; Partington 2000). Entstanden ist die<br />
Methode als Reaktion auf die damalige Dominanz <strong>der</strong> logisch-deduktiven Theorieansätze<br />
in <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung, die für die Generierung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis rein deduktive Forschungsprozesse auf Basis <strong>der</strong> damals geltenden<br />
sozialwissenschaftlichen Theorien verwendeten. Glaser & <strong>St</strong>rauss (1967) betrachteten<br />
die entsprechenden Theorien jedoch als nicht ausreichend in den Daten begründet und<br />
kritisierten die mittels Deduktion erzielten Forschungsresultate als wenig nützlich. Mit<br />
<strong>der</strong> Grounded Theory wollten sie – unter an<strong>der</strong>em in Anlehnung an das Gedankengut<br />
des Pragmatismus – eine Methodologie entwickeln, auf <strong>der</strong>en Basis empirisch belegte<br />
und mit einem praktischen Nutzen verbundene Forschungsergebnisse generiert werden<br />
können (Glaser & <strong>St</strong>rauss 1967). Die Grounded Theory ist demnach ein Ansatz zur<br />
(empirischen forschungs-)gegenstandsbezogenen Theoriebildung, <strong>der</strong> zufolge wissenschaftliche<br />
Erkenntnis aus den jeweiligen konkreten empirischen Daten eines Forschungsgegenstands<br />
gewonnen wird. Wesentliches Merkmal und zugleich von Glaser<br />
& <strong>St</strong>rauss intendierter Vorteil <strong>der</strong> Grounded Theory ist die starke Verankerung <strong>der</strong>