Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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gewonnen Erkenntnisse und <strong>der</strong> daraus abgeleiteten Theorie in den empirischen Daten.<br />
Damit geht jedoch ein relativ geringer Grad an Abstraktion <strong>der</strong> Forschungsergebnisse<br />
einher, die sich, wie eben beschrieben, primär auf die analysierten Daten beziehen<br />
(Alvesson & Sköldberg 2009).<br />
Die Grounded Theory sieht Forschung als Prozess <strong>der</strong> Interaktion zwischen einer (o<strong>der</strong><br />
mehreren) forschenden Person(en) und einem untersuchenden Phänomen, geleitet von<br />
einem Forschungsinteresse. Dieser prozesshafte Charakter gilt jedoch gemäß Glaser &<br />
<strong>St</strong>rauss (1998) nicht nur für den Forschungsprozess an sich, son<strong>der</strong>n auch für dessen<br />
Ergebnis: Auch die neue Theorie selbst, beziehungsweise Theorie im Allgemeinen,<br />
wird als Prozess angesehen.<br />
Die ursprüngliche Methodologie wurde im Laufe <strong>der</strong> Jahre und Jahrzehnte weiterentwickelt,<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch Glaser (1978; 1992; 2001), <strong>St</strong>rauss (1987) und <strong>St</strong>rauss &<br />
Corbin (1998). Im Zuge dieser Weiterentwicklung bildeten sich bei Glaser und <strong>St</strong>rauss<br />
jeweils eigene Vorstellungen hinsichtlich wesentlicher Elemente <strong>der</strong> Methode heraus.<br />
Während Glaser (1992; 2001) an einer absoluten Theorielosigkeit des Forschungsprozesses<br />
sowie an einem rein induktiven Vorgehen festhielt, öffnete <strong>St</strong>rauss (in Zusammenarbeit<br />
mit Corbin) explizit die mit <strong>der</strong> Grounded Theory verbundenen Verfahrensschritte<br />
für das theoretische Vorwissen und die Erfahrungen <strong>der</strong> forschenden Personen<br />
und integrierte deduktive Elemente zur Überprüfung <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse in<br />
den Forschungsprozess (<strong>St</strong>rauss & Corbin 1998). 16<br />
Für die auf <strong>der</strong> Grounded Theory basierende Forschung hatte die methodologische<br />
Spaltung Glasers’ und <strong>St</strong>rauss’ zur Folge, dass nun geklärt und offengelegt werden<br />
musste, welche <strong>St</strong>römung <strong>der</strong> Grounded Theory im jeweiligen Forschungsprojekt verfolgt<br />
wird (<strong>St</strong>rübing 2004). Wie bereits im Unterkapitel 5.1 erläutert, wird die Position<br />
<strong>der</strong> theorielosen Forschung in dieser Arbeit als unrealistisch angesehen. Der Autor hat<br />
sich, zusätzlich zu seinen im Bereich des öffentlichen Verkehrs gesammelten beruflichen<br />
Erfahrungen, während <strong>der</strong> Literaturrecherche zu den relevanten Themen <strong>der</strong> Dissertation<br />
mit verschiedenen theoretischen Positionen, Modellen und Ansätzen auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />
Ein theorieloser Eintritt ins empirische Forschungsfeld mittels kompletter<br />
Ausblendung des erworbenen Wissens und <strong>der</strong> eigenen Erfahrungen ist somit unrealistisch.<br />
Die Methodologie dieser Arbeit folgt daher dem weiterentwickelten Ansatz<br />
von <strong>St</strong>rauss & Corbin (1998).<br />
16<br />
Einen guten Überblick über die methodologischen Unterschiede in den Weiterentwicklungen <strong>der</strong> Grounded Theory liefert zum Beispiel<br />
<strong>St</strong>rübing (2004).