Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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zen (Evans 1991; Glaister 1991; Nash 1993; White 1995; White 1997). Die entsprechenden<br />
Ergebnisse sind teilweise nicht ganz einheitlich, fallen aber im Hinblick auf<br />
die grundsätzlichen Folgen <strong>der</strong> vollständigen Deregulierung überwiegend konsistent<br />
aus. Sie waren insgesamt eher ernüchternd. So stieg die Zahl <strong>der</strong> Anbieter auf den einzelnen<br />
Verkehrsmärkten, während die Betriebskosten für den Busverkehr bis zu 25%<br />
sanken. Die Anzahl an Busfahrten und – in einem Umfeld steigen<strong>der</strong> Mobilität – damit<br />
auch <strong>der</strong> Anteil am Modal Split sanken jedoch ebenfalls. Nash (1993) berichtet von<br />
einen Rückgang an Busfahrten im regionalen Verkehr zwischen 1985 und 1992 von<br />
21.6% beziehungsweise im städtischen Bereich um 28.4%. Als Gründe für diese negative<br />
Entwicklung führt die Literatur zwei Aspekte an: steigende Fahrpreise und – beson<strong>der</strong>s<br />
ausschlagend – die fehlende Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Transportdienstleistungen<br />
durch ständig wechselnde und nicht eingehaltene Fahrpläne (Klein & Moore 1997;<br />
Tyson 1990). In Folge <strong>der</strong> Deregulierung boten zwar viele neue Verkehrsunternehmen<br />
ihre Dienstleistungen an; bedingt durch den Kampf um Kundinnen und Kunden kooperierten<br />
die Unternehmen aber nicht miteinan<strong>der</strong> und stimmten die Fahrpläne nicht<br />
aufeinan<strong>der</strong> ab (Klein & Moore 1997).<br />
Aufgrund <strong>der</strong> eher negativen Erfahrungen mit <strong>der</strong> Einführung eines vollständigen<br />
Wettbewerbs in den britischen Busverkehr ist eine vollständige Liberalisierung sowohl<br />
für die aktuelle wissenschaftliche Diskussion im Zusammenhang mit einer Liberalisierung<br />
des ÖV als auch für die europäische Regulationspraxis kaum (noch) relevant.<br />
4.3 Ausschreibungswettbewerb im schweizerischen Busverkehr<br />
Im Unterkapitel 3.3 wurde <strong>der</strong> regulative Rahmen für den schweizerischen regionalen<br />
Busverkehr analysiert und dargestellt. Wesentlich in diesem Zusammenhang war die<br />
Erkenntnis, dass die Aufgabenträger über großen Entscheidungsspielraum hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Wahl des Verfahrens zur Vergabe ihrer Verkehre an die Betreiber – und somit<br />
auch hinsichtlich <strong>der</strong> Durchführung von Ausschreibungen – verfügen. Seit <strong>der</strong> Regionalisierung<br />
des Regionalverkehrs im Jahr 1996 bis zum Jahr 2009 haben die Aufgabenträger<br />
insgesamt über 40 Ausschreibungen im regionalen Busverkehr und Ortsverkehr<br />
durchgeführt (siehe Tabelle 4-1). 14<br />
14<br />
Nicht einbezogen in diese Zahlen sind die Brutto-Ausschreibungen für Fuhrhalterdienste (als Subakkkordanten) auf dem Verbundgebiet<br />
des ZVV sowie einige weitere Ausschreibungen von Ortsverkehren ohne Bundesbeteiligung.