Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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tungen <strong>der</strong> Fall ist. Ihre Ausbildungs-, <strong>St</strong>udien- und Berufshintergründe haben keinen<br />
verkehrsspezifischen und mit Ausnahme von Case C auch keinen technischen Bezug.<br />
Schließlich – und dies ist insbeson<strong>der</strong>e relevant für ihre Rationalität – unterliegen die<br />
politischen Aufgabenträger einem speziellen formalisierten Anreizsystem, das darin<br />
besteht, sich in regelmäßigen direkten Wahlen durch die Bevölkerung gegen Konkurrenten<br />
durchzusetzen.<br />
In <strong>der</strong> Literatur zur Rationalität und zum Entscheidungsverhalten in <strong>der</strong> Politik finden<br />
sich, wie im Abschnitt 2.5 dargelegt, deutliche Hinweise darauf, dass politische Entscheidungen<br />
nicht (immer) auf Basis sachlicher Überlegungen und eigener Überzeugungen,<br />
son<strong>der</strong>n auf Basis einer Beurteilung des mit ihnen verbundenen politischen<br />
Erfolgs getroffen werden. Im Zuge des Grounded Theory-Prozesses konnten, für die<br />
einzelnen Fallstudien mehr o<strong>der</strong> weniger stark ausgeprägt, ähnliche Erkenntnisse gewonnen<br />
werden. Die politischen Aufgabenträger ‘framen’ ihre Entscheidungssituationen<br />
und bewerten ihre Handlungsalternativen maßgeblich hinsichtlich ihrer Bedeutungen<br />
und ihres Potentials für politischen Erfolg.<br />
Für die weitere Ableitung und Darstellung <strong>der</strong> Rationalität auf <strong>der</strong> politischen Ebene<br />
<strong>der</strong> Aufgabenträgerorganisationen wird an dieser <strong>St</strong>elle daher eine Differenzierung<br />
vorgenommen. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> in dieser Arbeit relevanten Fragestellungen<br />
und <strong>der</strong> Fokussierung auf die konkrete inhaltliche Ebene <strong>der</strong> Vergabe <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen<br />
wird die politische Rationalität in eine grundsätzliche Meta-Ebene, die<br />
politischen Inhalten übergeordnet ist, sowie in eine inhaltliche Ebene unterteilt. Die<br />
<strong>der</strong> Meta-Ebene zugrundeliegende politische Kernlogik fokussiert auf den eben beschriebenen<br />
politischen Erfolg in Form des Sicherns und Ausbauens politischer Macht<br />
durch das Gewinnen von Wahlen und das erfolgreiche Organisieren politischer Mehrheiten<br />
in Bezug auf eigene Departementalgeschäfte. Eine Handlung ist demnach politisch<br />
rational, wenn sie mit möglichst großem Nutzen und möglichst geringem Risiko<br />
für den verbundenen Erfolg verbunden ist. In diesem Zusammenhang richtet sich das<br />
Handeln <strong>der</strong> politischen Aufgabenträger, wie für die einzelnen Fallstudien beschrieben,<br />
maßgeblich an <strong>der</strong> relevanten Wahlbevölkerung und an den Chancen aus, für das<br />
jeweilige Handeln erfor<strong>der</strong>liche politische Mehrheiten zusammenzubekommen.<br />
Die Meta-Ebene <strong>der</strong> politischen Rationalität hat keinen direkten Bezug zur Vergabe<br />
<strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen im Regionalverkehr beziehungsweise generell zum ÖV<br />
o<strong>der</strong> zu an<strong>der</strong>en politischen Themenfel<strong>der</strong>n. Vielmehr ʻschwebtʼ sie als abstrakte<br />
Kernlogik <strong>der</strong> politischen Rationalität über konkreten politischen Inhalten und stellt<br />
das logische Fundament für die politischen Aufgabenträger dar, auf dem sich ihre in-