Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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schlägen, die den regionalen Busverkehr betreffen – auch wenn sie zunächst nicht seiner<br />
eigenen Rationalität entsprechen – und nimmt selbst eine passive Rolle in den Entscheidungs-<br />
und Umsetzungsprozessen ein. Die Verwaltung erhält somit Raum, ihre<br />
ÖV-Rationalität auszuleben und die angestrebte qualitative Optimierung des Regionalverkehrs<br />
umzusetzen. Das wirkt sich positiv auf das Bild des Regionalverkehrs in<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung aus, was wie<strong>der</strong>um gerade auch auf den zuständigen Regierungsrat<br />
positiv zurückfällt und daher dem angestrebten politischen Erfolg zugutekommt.<br />
Die Anwendung <strong>der</strong> Praktik hat jedoch ihre klaren Grenzen. Sie kommt nur dann zum<br />
Einsatz, wenn <strong>der</strong> erwartete Nutzen im Sinne <strong>der</strong> politischen Rationalität das damit<br />
verbundene höhere politische Risiko übersteigt. Voraussetzung ist daher ein erwartungskonformes<br />
Verhalten <strong>der</strong> administrativen Ebene. Konkret erwartet <strong>der</strong> politische<br />
Aufgabenträger von <strong>der</strong> Verwaltung, dass sie die ihr gewährten Freiheiten nicht<br />
(übermäßig) im Sinne <strong>der</strong> ÖV-Rationalität ausnutzt und dadurch das politische Risiko<br />
erhöht beziehungsweise den politischen Erfolg gefährdet.<br />
Wird ein Bereich grundsätzlich als zu risikoreich für diese Praktik angesehen o<strong>der</strong><br />
entwickeln die organisationalen Handlungen <strong>der</strong> administrativen Ebene in einem Bereich,<br />
<strong>der</strong> zunächst zum multirationalen Handeln befähigt ist, eine <strong>der</strong> politischen Rationalität<br />
zuwi<strong>der</strong>laufende Eigendynamik, so wird eine an<strong>der</strong>e Praktik im Umgang mit<br />
den multiplen <strong>Rationalitäten</strong> angewendet. Multirationalität wird dabei bewusst vermieden,<br />
Ziel ist vielmehr ein monorationales Handeln im Sinne <strong>der</strong> politischen Rationalität.<br />
Konkret beinhaltet die Praktik, dass die Verwaltung und ihre ÖV-Rationalität<br />
keinen entscheidungsrelevanten Einfluss erhalten; Entscheidungen werden monorational<br />
auf Basis <strong>der</strong> politischen Rationalität getroffen. Damit verbunden ist eine aktive,<br />
prozess- und entscheidungsgestaltende Rolle des politischen Aufgabenträgers.<br />
Auch die administrativen Aufgabenträger sind sich <strong>der</strong> differierenden <strong>Rationalitäten</strong><br />
zwischen <strong>der</strong> eigenen und <strong>der</strong> politischen organisationalen Ebene bewusst und wenden<br />
in diesem Zusammenhang (zum Teil) Praktiken im Umgang mit <strong>der</strong> Multirationalität<br />
an. Dabei verfolgen sie das Ziel des monorationalen organisationalen Handelns im<br />
Sinne <strong>der</strong> ÖV-Rationalität. Dem liegt das Selbstverständnis zugrunde, dass die fachliche<br />
Beurteilungs- und Entscheidungskompetenz in Bezug auf strategische Fragestellungen<br />
des <strong>kantonalen</strong> ÖV aufgrund des eigenen Know-Hows und aufgrund <strong>der</strong> eigenen<br />
Erfahrung auf <strong>der</strong> Verwaltungsebene liegen sollte. Aufgrund ihrer formell untergeordneten<br />
Rolle kann die Verwaltung ihre Rationalität dabei im Gegensatz zur politischen<br />
Ebene allerdings nicht direkt über die Hierarchie durchsetzen. <strong>St</strong>attdessen setzt<br />
sie auf subtilere Praktiken und nutzt ihre fachliche Überlegenheit, ihren Ressourcenvorteil<br />
sowie ihren Informationsvorsprung aus. Konkret versucht <strong>der</strong> administrative