Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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folgt: „Whereas definitive concepts provide prescriptions of what to see, sensitizing<br />
concepts merely suggest directions along which to look.”<br />
Blumers sensitizing concepts fungieren als eine Art Kompromiss zwischen den<br />
(radikal-)konstruktivistischen Idealvorstellungen <strong>der</strong> völligen Begriffs- und<br />
Theorielosigkeit beim Eintritt in ein Forschungsfeld und <strong>der</strong> notwendigen Offenheit<br />
einer qualitativ forschenden Person (Denzin 1989). Sie helfen „to uncover data that<br />
otherwise might be overlooked“ (Glaser 1978: 39). Ein entsprechen<strong>der</strong> empirischer<br />
Forschungsprozess startet mit einer ersten, relativ offenen begrifflichen und<br />
theoretischen Auslegeordnung, eben dem sensitizing concept, das anschließend im<br />
Rahmen <strong>der</strong> empirischen Analyse sukzessive verdichtet, erweitert o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t wird<br />
(van den Hoonaard 1997). Glaser (1978: 39) weist im Rahmen seiner Ausführungen<br />
zur Verwendung von sensitzing concepts in Grounded Theory-basierten<br />
Forschungsansätzen (siehe Unterkapitel 6.1) explizit auf den vorläufigen Charakter <strong>der</strong><br />
verwendeten Konzepte hin: „But, most importantly, the sensitizing concept is not<br />
simply verified through the research process. […] The use of sensitizing concepts is at<br />
the beginning of the research, rather than becoming the whole of the analysis”.<br />
Blumers sensitizing concept bietet für die vorliegende Dissertation eine Möglichkeit,<br />
die Rationalität <strong>der</strong> Aufgabenträger in <strong>der</strong> empirischen Analyse sinnvoll und systematisch<br />
zu erfassen. Es dient als strukturelle Leitplanke für die empirische Analyse und<br />
erlaubt die nötige Systematik im Rahmen <strong>der</strong> Datenauswertung. Es zeigt Faktoren auf,<br />
aus denen sich Elemente <strong>der</strong> Aufgabenträgerrationalität im hier relevanten Verständnis<br />
ableiten lassen und auf die in <strong>der</strong> Datenanalyse sinnvollerweise ein erster Fokus gelegt<br />
werden sollte. Die inhaltliche Ausgestaltung <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong> Aufgabenträger dagegen<br />
ist nicht Gegenstand des sensitizing concepts, son<strong>der</strong>n wird induktiv aus den Daten<br />
herausgearbeitet. Das entsprechende Forschungsdesign und die konkrete Methodologie<br />
<strong>der</strong> Empirie werden in Kapitel 7 dargestellt.<br />
5.3 Die Rationalität <strong>der</strong> Aufgabenträger als ʻsensitizing conceptʼ<br />
5.3.1 Institutionen als Bestimmungsfaktoren organisationaler Rationalität<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Ausführungen des Unterkapitels 2.2 wurden das Verständnis des Begriffs<br />
ʻRationalitätʼ, das dieser Arbeit zugrunde liegt, sowie die Differenzierung <strong>der</strong><br />
ursächlichen und materialisierenden Elemente dargestellt. Benötigt wird ein sensitizing<br />
concept, das eine erste Orientierung darüber gibt, welche Faktoren prägenden Einfluss<br />
auf die ursächlichen Elemente von Rationalität besitzen, also sozusagen rationalitäts-