Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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ihrer politischen Rationalität würden die politischen Aufgabenträger den finanziellen<br />
Aspekten dann mehr Bedeutung im Zusammenhang mit den Vergaben <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen<br />
beimessen. Die Rationalität <strong>der</strong> administrativen Aufgabenträger dagegen<br />
berücksichtigt die Überzeugungen <strong>der</strong> Bevölkerung nicht o<strong>der</strong> nur in geringem<br />
Maße, so dass sie ihr Handeln weiterhin am Ziel einer qualitativen Optimierung ausrichten<br />
würden. Die Konsequenz wäre, dass die intraorganisationale Multirationalität<br />
zu unterschiedlichen Handlungsschlüssen und zu rationalitätsbedingten, systematischen<br />
Konflikten zwischen beiden organisationalen Ebenen führen könnte. In einer<br />
entsprechenden Situation wäre <strong>der</strong> Umgang mit den multiplen <strong>Rationalitäten</strong> entscheidend<br />
für die organisationale Handlungsfähigkeit (Schedler 2012).<br />
Aber auch in <strong>der</strong> heutigen Konstellation mit <strong>der</strong> beschriebenen übereinstimmenden<br />
Handlungsausrichtung auf eine hohe Qualität spielt <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> intraorganisationalen<br />
Multirationalität eine relevante Rolle für die endgültigen organisationalen<br />
Entscheidungen und für das organisationale Handeln. Das ist insbeson<strong>der</strong>e bei Fallstudie<br />
A hinsichtlich <strong>der</strong> intraorganisationalen Unterschiede in Bezug auf das Qualitätsverständnis<br />
und die Bewertung des Ausschreibungsverfahrens <strong>der</strong> Fall. In diesem Zusammenhang<br />
ließen sich jeweils unterschiedliche Praktiken für die administrative und<br />
für die politische Ebene in Bezug auf den Umgang mit den differierenden <strong>Rationalitäten</strong><br />
herausarbeiten.<br />
Schedler (2012) unterscheidet im Kontext des Umgangs mit multiplen <strong>Rationalitäten</strong><br />
zum einen zwischen Praktiken, die bewusst erfolgen, das heißt bewusst auf den multirationalen<br />
Kontext angewendet werden, und unbewusst ausgeübten Praktiken. Zum<br />
an<strong>der</strong>en differenziert er zwischen Praktiken mit dem Ziel monorationalen organisationalen<br />
Handelns und solchen, die auf multirationales organisationales Handeln ausgerichtet<br />
sind.<br />
Für die organisationale Ebene des politischen Aufgabenträgers ließen sich im Zusammenhang<br />
mit den intraorganisationalen multiplen <strong>Rationalitäten</strong> zwei Praktiken identifizieren,<br />
die beide bewusst erfolgen, sich jedoch in dem mit ihnen jeweils verfolgten<br />
Ziel unterscheiden. Ziel <strong>der</strong> einen identifizierten Praktik ist die Befähigung <strong>der</strong> Aufgabenträgerorganisation<br />
zum multirationalen Handeln (Schedler 2012). Dieser Praktik<br />
liegen die oben im Abschnitt thematisierten Ziele im Hinblick auf den regionalen Busverkehr<br />
zugrunde, die aufgrund <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Rahmenbedingungen, trotz <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
<strong>Rationalitäten</strong>, grundsätzlich gleich sind. Der politische Aufgabenträger<br />
nutzt dabei das <strong>St</strong>reben seiner Verwaltung nach qualitativer Optimierung im Sinne<br />
seiner politischen Rationalität. In diesem Zusammenhang gewährt er ihr weitreichende<br />
Freiräume bei <strong>der</strong> Entwicklung, Ausgestaltung und späteren Umsetzung von Vor-