Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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Teilweise differenzierter fällt die Risikobewertung des Ausschreibungsverfahrens hinsichtlich<br />
des hier relevanten Faktors aus. Für Aufgabenträger, die Bestellungen bislang<br />
ausschließlich auf Basis des Offertverfahrens durchgeführt haben, weist die Anwendung<br />
des Ausschreibungsverfahrens ersichtlicherweise einen Institutionalisierungsgrad<br />
von Null auf. Entsprechend hoch wird das mit einer Ausschreibung verbundene Risiko<br />
hinsichtlich dieses Faktors von den entsprechenden politischen Aufgabenträgern bewertet.<br />
Nun gibt es aber auch Kantone, die bereits mehrfach Ausschreibungen im regionalen<br />
Busverkehr durchgeführt haben. Im Falle des Case A beispielsweise wird mittlerweile<br />
regelmäßig eine Ausschreibungsstrategie erarbeitet und umgesetzt. Der Ausschreibungswettbewerb<br />
ist für die am <strong>kantonalen</strong> regionalen Bussystem Beteiligten mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger zur Normalität geworden; entsprechende Routinen und <strong>St</strong>andardprozesse<br />
haben sich herausgebildet. Zudem sind den Aufgabenträgern die Reaktionen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
auf die Ausschreibungsverfahren bekannt. Diese Erfahrungswerte werden<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Vorbereitung und Durchführung zukünftiger Ausschreibungen entsprechend<br />
berücksichtigt, so dass größere negative Überraschungen somit von vorneherein<br />
vermieden werden können. Für die politischen Aufgabenträger verbleibt hinsichtlich<br />
des Faktors „Institutionalisierungsgrad“ zwar ein gewisses politisches Risiko<br />
mit dem Ausschreibungsverfahren verbunden, doch fällt es im Vergleich zu Aufgabenträgern<br />
mit einem Institutionalisierungsgrad von Null deutlich geringer aus. Für sie<br />
stellt sich gemäß ihrer Rationalität die Frage, ob <strong>der</strong> politische Nutzen, <strong>der</strong> mit Ausschreibungen<br />
verbunden ist, das verbleibende politische Restrisiko überwiegt.<br />
8.3.3.5 Zusammenfassung<br />
Im Zuge des Grounded Theory-Prozesses konnten drei Faktoren als insbeson<strong>der</strong>e relevant<br />
für die Bewertung des Offert- und des Ausschreibungsverfahrens aus <strong>der</strong> Perspektive<br />
<strong>der</strong> politischen Rationalität herausgearbeitet werden: das für die Bevölkerung<br />
und daher für die politischen Aufgabenträger maßgebliche Verständnis von Qualität<br />
im regionalen Busverkehr, die <strong>kantonalen</strong> Beteiligungsstrukturen im regionalen Busverkehr<br />
und <strong>der</strong> Institutionalisierungsgrad <strong>der</strong> Vergabeverfahren.<br />
In Bezug auf alle drei Faktoren wird das mit dem Offertverfahren verbundene politische<br />
Risiko grundsätzlich als klein beziehungsweise nicht vorhanden bewertet, unabhängig<br />
von <strong>der</strong> konkreten Ausprägung <strong>der</strong> Faktoren in einem Kanton (siehe Tabelle<br />
8-1). Aus Sicht <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong> politischen Aufgabenträger erscheint eine Anwendung<br />
des Offertverfahrens im Kontext <strong>der</strong> Leistungsbestellungen daher rational.