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Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen

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<strong>der</strong> Herstellung von Fußbällen in Pakistan untersuchten, heraus, dass eine neue Handlungsrationalität,<br />

die von Kin<strong>der</strong>arbeit absah, nur scheinbar auch wirklich so ʻgelebtʼ<br />

wurde. Tatsächlich konfligierte die neue Logik so stark mit <strong>der</strong> durch gesellschaftliche<br />

und familiäre Logiken geprägten bisherigen Rationalität des Einbezugs von Kin<strong>der</strong>n in<br />

die Produktionsprozesse, dass diese illegal und versteckt weiter gelebt wurde.<br />

Townley (2002) kommt im Zusammenhang mit ihrer Analyse rivalisieren<strong>der</strong> <strong>Rationalitäten</strong><br />

in einer kanadischen Kultur- und Naturerbe-Behörde zu einem ähnlichen Ergebnis.<br />

Ausgangspunkt ihrer Analyse ist die Einführung unter an<strong>der</strong>em eines ‘Performance<br />

Measurements Systems’ in die entsprechende Behörde. Townley stützt ihre<br />

Analysen auf Kalbergs (und damit Webers) Dimensionen <strong>der</strong> Rationalität (Kalberg<br />

1980; Weber 1980, siehe Unterkapitel 2.3). Sie kommt zunächst zu dem Schluss, dass<br />

durch die Einführung von ʻPerformance Measurementʼ im Laufe <strong>der</strong> Zeit offenbar <strong>der</strong><br />

bislang dominierende Einfluss <strong>der</strong> ʻsubstantive rationalityʼ und <strong>der</strong> ʻpractical rationalityʼ<br />

zunehmend durch die ʻformal rationalityʼ und die ʻtheoretical rationalityʼ abgelöst<br />

wurde. Allerdings stellte sie auch fest, dass einige Organisationsmitglie<strong>der</strong> zwar nach<br />

außen hin vorgaben, gemäß <strong>der</strong> neuen Rationalität zu agieren, tatsächlich jedoch in<br />

ihrem Handeln weiterhin <strong>der</strong> bisherigen Logik folgten (Townley 2002).<br />

Den Einfluss verschiedener <strong>Rationalitäten</strong> auf den Erfolg organisationalen Wandels<br />

untersucht Dyck (1997). Auch er stützt seine Analysen auf die verschiedenen <strong>Rationalitäten</strong><br />

Webers (1980). Dyck kommt zu dem Ergebnis, dass <strong>der</strong> Versuch eines organisationalen<br />

Wandels dann am ehesten mit Erfolg verbunden ist, wenn er auf wertrationellen<br />

und nicht auf zweckrationellen Motiven beruht.<br />

Lounsbury (2007) analysiert, inwieweit die Geschäftspraktiken und die <strong>St</strong>rukturen in<br />

<strong>der</strong> Investmentfondbranche durch unterschiedliche <strong>Rationalitäten</strong> geprägt werden. Zu<br />

diesem Zweck definiert er zwei einan<strong>der</strong> gegenüberstehende institutionelle Logiken,<br />

und zwar die ʻtrustee logicʼ (Fokus auf Schutz des Kapitals) und die ʻperformance logicʼ<br />

(Fokus auf Renditeerzielung). Seine Analyse basiert auf <strong>der</strong> Entscheidung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Investmentunternehmen, ihr ‘money management’, das heißt die Verwaltung<br />

<strong>der</strong> angelegten Gel<strong>der</strong>, selber inhouse zu erbringen o<strong>der</strong> sie stattdessen an einen entsprechenden<br />

professionellen Dienstleister auszulagern. Er stellt fest, dass Investmentfirmen,<br />

die einer ʻtrustee logicʼ folgen und dadurch bedingt ein passives, möglichst<br />

kostengünstiges Investieren verfolgen, eine große Tendenz zur Auslagerung des<br />

ʻmoney managementʼ aufweisen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite lagern Unternehmen, die einer<br />

ʻperformance logicʼ unterliegen, aber tatsächlich inhouse nur eine schlechte Performance<br />

ihrer Anlagen erzielen, ihr ʻmoney managementʼ mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit<br />

aus. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an einen externen Partner fallen jedoch bedingt

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