Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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gerorganisationen jahrzehntelang in einen ÖV-System gearbeitet, das per se nicht auf<br />
Wettbewerb unter den Verkehrsunternehmen sowie auf eine Optimierung <strong>der</strong> Effizienz<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er ökonomischer Kriterien ausgelegt war.<br />
In einem entsprechenden Umfeld und vor dem Hintergrund ihrer Affinität zum ÖV<br />
professionalisierten sich die administrativen Aufgabenträger organisationsübergreifend<br />
in ihrem organisationalen Feld und bildeten normative sowie kulturell-kognitive Institutionen<br />
heraus. Sowohl auf formeller als auch auf informeller Ebene erfolgten und<br />
erfolgen regelmäßig ein interkantonaler Austausch und eine interkantonale Zusammenarbeit.<br />
So sind die <strong>kantonalen</strong> administrativen Aufgabenträgerorganisationen jeweils<br />
mit einem Vertreter in <strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong> <strong>kantonalen</strong> Delegierten des öffentlichen<br />
Verkehrs (KKDÖV) organisiert, in <strong>der</strong>en Rahmen regelmäßig Treffen und Fachtagungen<br />
stattfinden. Weiterer Austausch erfolgt über temporäre Zusammenarbeiten in<br />
Arbeitsgruppen auf Bundesebene, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />
des Kennzahlensystems für den regionalen Personenverkehr unter Leitung<br />
des BAV (Bundesamt für Verkehr 2008). Zudem bestehen teilweise persönliche Kontakte<br />
unter Mitarbeitenden verschiedener kantonaler ÖV-Verwaltungen.<br />
Im Zusammenhang mit den grundlegenden Ausführungen zur Rationalität und dem<br />
entsprechenden Begriffsverständnis in <strong>der</strong> vorliegenden Dissertation (Unterkapitel 2.2)<br />
wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Referenzgruppe angesprochen. Organisationen und Akteure innerhalb<br />
einer Referenzgruppe richten ihr Handeln und ihre Entscheidungen an <strong>der</strong><br />
gleichen Rationalität aus. Die Referenzgruppe bietet einer Organisation die Möglichkeit,<br />
ihr organisationales Handeln zu überprüfen und als rational im Sinne <strong>der</strong> geteilten<br />
Rationalität legitimieren zu lassen. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> eben dargestellten Erkenntnisse<br />
aus dem Grounded Theory-Prozess wird die Referenzgruppe <strong>der</strong> organisationalen<br />
Ebene <strong>der</strong> administrativen Aufgabenträger in erster Linie durch die organisationalen<br />
Pendants <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kantone gebildet.<br />
Die entsprechenden Bestätigungsprozesse vollziehen sich, wie oben beschrieben,<br />
durch direkte Interaktion mit den an<strong>der</strong>en administrativen Aufgabenträgern sowohl auf<br />
organisationaler als auch auf individueller Ebene. Darüber hinaus zeigte sich im Zuge<br />
<strong>der</strong> empirischen Analyse, dass eine zusätzliche Bestätigung <strong>der</strong> eigenen organisationalen<br />
Rationalität mittels Beobachtung und Vergleich des Handelns und wesentlicher<br />
Entscheidungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en administrativen Aufgabenträger mit dem (intendierten)<br />
Handeln und den (intendierten) Entscheidungen <strong>der</strong> eigenen Organisation erfolgte. So<br />
wurde zum Beispiel deutlich, dass die administrativen Aufgabenträger bestens über die<br />
in den an<strong>der</strong>en Kantonen angewendeten Vergabepraktiken informiert waren und sie