Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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lichkeiten an. Dort finden sich verschiedene Artefakte, die einen beson<strong>der</strong>en Bezug<br />
zum ÖV vermuten lassen, konkret zum Beispiel eingerahmte Repliken historischer<br />
Eisenbahnnetzpläne o<strong>der</strong> eingerahmte Fotos verschiedener Typen von Verkehrsfahrzeugen,<br />
zum Beispiel von Lokomotiven. Im Hinblick auf die kulturell-kognitive Dimension<br />
lässt sich die ÖV-Affinität aus dem verwendeten Vokabular, den Kategorisierungen<br />
und den mentalen Modellen in Bezug auf den ÖV generell und in Bezug auf<br />
die hier relevante Vergabethematik ableiten.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Datenanalyse zu dem vom administrativen Aufgabenträger verwendeten<br />
Vokabular bestätigen die bisherigen Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Fallstudien<br />
A, B und C. Verwendet wird ein Fachvokabular mit vielen ÖVfachspezifischen<br />
und technischen Ausdrücken. Auffällig bei <strong>der</strong> Fallstudie D war zudem<br />
die Verwendung von Begrifflichkeiten und Bezeichnungen, die <strong>der</strong> Kategorie<br />
‘ÖV-Szene-Vokabular’ zugeordnet werden können. So wird zum Beispiel im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> notwendigen Integration <strong>der</strong> Regional- und Fernverkehrsplanungen<br />
davon gesprochen, dass „<strong>der</strong> Lokalverkehr und <strong>der</strong> Fernverkehr verheiratet werden“<br />
(Interview Case D, admin. AT 2 2010) müssen. Eine weitere Auffälligkeit im Hinblick<br />
auf das verwendete Vokabular – auf den ersten Blick lediglich ein sprachliches Detail,<br />
im Kontext <strong>der</strong> Gesamtanalyse allerdings ein wesentlicher Hinweis für eine grundsätzliche<br />
Erkenntnis in Bezug auf die organisationale Ebene des administrativen Aufgabenträgers<br />
– betrifft die Verwendung des Unternehmensnamens ʻPostAutoʼ als Synonym<br />
für den allgemeinen Begriff ʻBusunternehmenʼ. An verschiedenen <strong>St</strong>ellen im Interviewprotokoll<br />
lässt sich feststellen, dass jeweils explizit von ʻPostAutoʼ gesprochen<br />
wurde, als es thematisch eigentlich um die Gruppe <strong>der</strong> Busunternehmen generell ging.<br />
Offenbar hat im Laufe <strong>der</strong> langjährigen Zusammenarbeit eine gewisse Identifizierung<br />
mit dem Unternehmen stattgefunden, so dass <strong>der</strong> regionale Busverkehr mit PostAuto<br />
gleichgesetzt wird.<br />
Dieser Aspekt schlägt sich auch in den Kategorisierungen und mentalen Modellen nie<strong>der</strong>.<br />
Grundsätzlich lässt sich in diesem Zusammenhang feststellen, dass die entsprechenden<br />
kognitiven Institutionen als in sich abgeschlossen und mehr o<strong>der</strong> weniger losgekoppelt<br />
von (möglichen) Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt erscheinen. Im Hinblick auf den<br />
<strong>kantonalen</strong> Regionalverkehr liegt ein mentales Modell vor, das im Sinne eines optimierten<br />
Gesamtsystems auf einer engen, vertrauensvollen und persönlichen Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Teilsysteme und <strong>der</strong> daran beteiligten Organisationen und Akteure unter<br />
Anwendung routinisierter Praktiken und Prozesse basiert. Wesentlich ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass sowohl <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> im Modell enthaltenen Organisationen als<br />
auch die angewendeten Praktiken und Prozesse im Modell nicht als Variable abgebil-