Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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Aufgabenträgerorganisationen werden künftig nicht mehr ausschließlich auf das Offertverfahren<br />
und die klassischen Angebotsvereinbarungen setzen können. <strong>St</strong>attdessen<br />
werden mehr Aufgabenträger Wettbewerbssurrogate wie Zielvereinbarungen und Bonus-Malus-Systeme<br />
in ihre Angebotsvereinbarungen integrieren, um das Qualitätsniveau<br />
im Regionalverkehr zu sichern o<strong>der</strong> zu erhöhen. Wettbewerbssurrogate bieten<br />
ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, sich innovativ und grundsätzlich reformwillig<br />
zu zeigen, ohne das Vergabesystem in seiner Grundausrichtung än<strong>der</strong>n zu müssen.<br />
In begründeten Einzelfällen werden Ausschreibungen jedoch auch weiterhin eine Rolle<br />
spielen, auch für Aufgabenträger, die heute noch ausschließlich auf das Offertverfahren<br />
setzen. Denn <strong>der</strong> von ihnen thematisierte virtuelle Wettbewerb, mit dem die<br />
Busunternehmen im Hinblick auf ihre Abgeltungsfor<strong>der</strong>ungen diszipliniert werden<br />
sollen, wird früher o<strong>der</strong> später keine Wirkung mehr zeigen, wenn weiterhin keine klaren<br />
Zeichen in Bezug auf die Ernsthaftigkeit ihrer For<strong>der</strong>ungen nach Effizienzanstrengungen<br />
<strong>der</strong> Busunternehmen gesetzt werden.<br />
Eine Vorbildfunktion für zukünftige Vergabesysteme im Regionalverkehr sollte und<br />
könnte das mehrstufige System und das damit verbundene Vorgehen <strong>der</strong> Fallstudie B<br />
einnehmen. Demnach werden Neuverkehre grundsätzlich ausgeschrieben werden; das<br />
konkrete Vergabeverfahren für bestimmte bestehende Buslinien/-netze <strong>der</strong> Bestandsverkehre<br />
und die konkrete Ausgestaltung <strong>der</strong> entsprechenden Angebotsvereinbarungen<br />
hängt von den jeweiligen Ergebnissen eines Benchmarkings hinsichtlich <strong>der</strong> Effizienz<br />
und <strong>der</strong> Qualität dieser Verkehre ab. Mit dem Benchmarkingsystem des BAV steht<br />
eine Methode bereit, die sich bereits in einigen Kantonen bewährt hat und die mit <strong>der</strong><br />
Zeit eine Institutionalisierung im organisationalen Feld des Regionalverkehrs erreichen<br />
wird. Ein entsprechendes Vergabesystem könnte einen Beitrag zur Sicherung und Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Qualität im Regionalverkehr sowie zur Vermeidung signifikanter Ineffizienzen<br />
einzelner Unternehmen leisten. Ob und wie schnell es sich allerdings im organisationalen<br />
Feld des Regionalverkehrs durchsetzen kann und wird, hängt maßgeblich<br />
von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> finanziellen Rahmenbedingungen ab. Je stärker <strong>der</strong> finanzielle<br />
Leidensdruck zunimmt, desto rationaler wird ein entsprechendes Vergabesystem<br />
bewertet, sowohl aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> politischen als auch <strong>der</strong> ÖV-Rationalität; und desto<br />
schneller könnte es von an<strong>der</strong>en Kantonen übernommen werden.<br />
Eine weitere, ganz konkrete Implikation kann aus den empirischen Ergebnissen in Bezug<br />
auf den regionalen Schienenverkehr abgeleitet werden. Aufgrund des Rad-<br />
Schiene-Systems des Schienenverkehrs und <strong>der</strong> dadurch bedingten speziellen Schieneninfrastruktur<br />
mit ihren Kapazitätsbegrenzungen und ihren beson<strong>der</strong>en Abhängigkeiten<br />
ist seine Komplexität deutlich höher als diejenige des regionalen Busverkehrs.