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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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schleierhaften Grund machte er gern große Wäsche, las dabei die zerrissenen<br />

Zeitschriften und genoß das Erlebnis der wundervollen Verwandlung<br />

unserer vor Schmutz starrenden Kleider in flauschige und duftende, aus<br />

großen Maschinen hervorquellende Wäschestücke – und machte mich auf<br />

den Weg, um Insektenspray für uns zu kaufen.<br />

Waynesboro besaß früher einmal eines der üblichen, einigermaßen hübschen<br />

Geschäftsviertel aus insgesamt vielleicht fünf bis sechs Häuserblocks,<br />

aber wie so häufig heutzutage waren auch hier die meisten Einzelhandelsunternehmen<br />

in ein Einkaufszentrum an den Stadtrand umgezogen, und was<br />

einmal eine pulsierende Innenstadt gewesen war, wird heute von ein paar<br />

Banken, Versicherungen, <strong>Bill</strong>iganbietern und Secondhandläden beherrscht.<br />

In vielen Läden brannte kein Licht, oder sie standen leer; ich konnte nirgendwo<br />

ein Geschäft finden, das Insektenspray verkaufte. Ein Mann vor der<br />

Post schlug vor, ich sollte es mal bei Kmart versuchen.<br />

»Wo steht Ihr Wagen?« fragte er als erstes, bevor er mir den Weg erklären<br />

wollte.<br />

»Ich habe keinen Wagen.«<br />

Das machte ihn erstmal stutzig. »Wirklich? Es ist aber über einen Kilometer<br />

weit.«<br />

»Das macht nichts.«<br />

Er schüttelte leise zweifelnd den Kopf, als wollte er jede Verantwortung für<br />

das, was er mir gleich sagen würde, ablehnen. »Sie gehen hier die Broad<br />

Street entlang, biegen bei Burger King rechts ab, und dann immer geradeaus.<br />

Aber, wenn ich jetzt so darüber nachdenke – es sind bestimmt zwei<br />

Kilometer, vielleicht sogar zweieinhalb. Wollen Sie auch zu Fuß zurückgehen?«<br />

»Ja.«<br />

Wieder Kopfschütteln. »Es ist ein weiter Weg.«<br />

»Ich habe Notproviant dabei.«<br />

Wenn er die Ironie verstanden hatte, ließ er es sich nicht anmerken. »Na<br />

dann, viel Glück«, sagte er.<br />

»Vielen Dank.«<br />

»Gleich um die Ecke ist ein Taxiunternehmen«, bot er mir noch als letzte<br />

Hilfe an.<br />

»Eigentlich würde ich lieber gehen«, erklärte ich.<br />

Er nickte unsicher. »Dann viel Glück«, wiederholte er.<br />

Und so marschierte ich los. Es war ein warmer Nach<strong>mit</strong>tag, und ich fühlte<br />

mich wunderbar leicht. Sie können sich nicht vorstellen, wie herrlich es ist,<br />

endlich mal ohne Rucksack zu gehen, federnd und unbeschwert. Mit einem<br />

Rucksack auf dem Rücken geht man geneigt, geduckt, wie nach vorn gedrückt,<br />

die Augen auf den Boden gerichtet. Man stapft, mehr ist nicht drin.

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