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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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aufeinanderfolgenden, angenehmen Tagestouren, nicht <strong>mit</strong> irgendeinem<br />

elektronischen Gerät, sondern <strong>mit</strong> den Füßen und den köstlichen Lunchpaketen,<br />

die mir meine Frau jeden Abend vor dem Zubettgehen machte und<br />

im obersten Fach des Kühlschranks deponierte. Obwohl ich mir hoch und<br />

heilig geschworen hatte, nie wieder <strong>mit</strong> Hilfe des Autos meine Etappenwanderungen<br />

zu absolvieren, stellte sich heraus, daß das hier ganz angebracht<br />

war, ja, daß es mir sogar sehr entgegenkam. Ich konnte den ganzen<br />

Tag wandern und zum Abendessen wieder zu Hause sein. Ich konnte in<br />

meinem eigenen Bett schlafen und mich jeden Tag <strong>mit</strong> sauberer, trockener<br />

Kleidung und <strong>mit</strong> einem üppigen Lunchpaket auf den Weg machen. Es war<br />

eigentlich ideal.<br />

So kam es, daß ich drei -wunderbare Wochen lang zwischen den Bergen<br />

und meinem Haus hin und her pendelte. Ich stand jeden Morgen bei Sonnenaufgang<br />

auf, steckte mein Lunchpaket ein und fuhr über den Connecticut<br />

River nach Vermont. Ich stellte den Wagen ab und stieg einen hohen<br />

Berg hinauf oder stapfte über sanfte, grüne Hügel. Irgendwann, wenn mir<br />

danach war, meist gegen elf Uhr, setzte ich mich auf einen Stein oder<br />

Baumstumpf, holte mein Lunchpaket heraus und untersuchte erstmal den<br />

Inhalt. Und dann folgte je nachdem: »Hmm, Erdnußbutter! Meine Lieblingsplätzchen!«<br />

oder »Oh, lecker, heute wieder kalter Braten!« Ich biß<br />

gierig hinein, mummelte still vor mich hm und dachte an die vielen Berggipfel,<br />

die ich <strong>mit</strong> Katz erklommen hatte. Was hätten wir da nicht für so<br />

eine herzhafte Mahlzeit gegeben! Anschließend packte ich alles wieder<br />

ordentlich zusammen, verstaute es in meinem Rucksack und wanderte weiter,<br />

bis es Zeit wurde, Feierabend zu machen und nach Hause zu gehen. So<br />

vergingen die letzte Juni- und die ersten beiden Juliwochen.<br />

Ich erwanderte mir Stratton Mountain und Bromley Mountain, Prospect<br />

Rock und Spruce Peak, Baker Peak und Griffith Lake, White Rocks Mountain,<br />

Button Hill, Killington Peak, Gifford Woods State Park, Quimby<br />

Mountain, Thistle Hill und schlenderte zum Schluß gemütliche 17 Kilometer<br />

von West Hartford nach Norwich. Diese Wanderung führte vorbei an der<br />

Happy Hill Cabin, der ältesten und wahrscheinlich malerischsten Schutzhütte<br />

des AT – die kurz darauf von einigen Angestellten der Trail Conference,<br />

die für solche Sentimentalitäten nicht das geringste Verständnis haben,<br />

plattgemacht wurde. Norwich ist hauptsächlich deswegen erwähnenswert,<br />

weil die Stadt als Vorlage für die Bob Newhart Show diente (Bob Newhart<br />

betreibt in der Fernsehserie eine Kneipe, und die einheimischen Gäste sind<br />

alle auf liebenswerte Weise ein bißchen schlicht im Gemüt). Außerdem ist<br />

es die Heimatstadt von Alden Partridge, von dem nie ein Mensch gehört hat.<br />

Partridge wurde 1755 in Norwich geboren und war ein leidenschaftlicher<br />

Wanderer, vermutlich der erste Mensch auf der ganzen Welt, der aus purer

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