06.12.2012 Aufrufe

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ne Freude wäre noch größer gewesen, wenn ich nicht andauernd an Katz<br />

hätte denken müssen, der jetzt bei Mondlicht keuchend durch die Nacht irrte<br />

und einen See suchte.<br />

Ach, übrigens: Die Seetaucher verschwinden zunehmend, weil die Seen am<br />

sauren Regen sterben.<br />

Die Nacht war natürlich entsetzlich, und ich war vor fünf Uhr auf den Beinen<br />

und beim ersten Dämmerlicht wieder auf dem Trail. Ich ging weiter<br />

nach Norden, die Richtung, in die Katz ebenfalls gegangen war, wie ich<br />

vermutete, aber es beschlich mich das Gefühl, daß ich mich nur noch tiefer<br />

in die Hundred Mile Wilderness begab – nicht der allerbeste Weg, wenn<br />

Katz vielleicht ganz in der Nähe war und Probleme hatte. Gelegentlich<br />

erfüllte mich der Gedanke, daß ich hier, am Ende der Welt, ganz allein auf<br />

mich gestellt war, <strong>mit</strong> einer gewissen Unruhe – einer Unruhe, die kurzzeitig<br />

noch heftig verstärkt wurde, als ich beim Abstieg zurück in das namenlose<br />

Tal in meiner Eile stolperte und beinahe 15 Meter tief gestürzt und unten in<br />

der Schlucht aufgeprallt wäre. Das hätte eine ziemliche Schweinerei gegeben.<br />

Ich hoffte nur, daß ich das Richtige tat.<br />

Selbst in Hochform würde ich drei, vielleicht sogar vier Tage bis Aböl<br />

Bridge und zum Campingplatz brauchen. Bis ich dann die Polizei oder<br />

Rettungsmannschaften benachrichtigt hätte, wäre Katz bereits vier bis fünf<br />

Tage vermißt gewesen. Wenn ich andererseits jetzt umkehren und den Weg<br />

zurückgehen würde, den wir gekommen waren, könnte ich morgen nach<strong>mit</strong>tag<br />

schon in Monson sein. Das Beste wäre, es käme mir jemand entgegen,<br />

der Richtung Süden ging und mir sagen könnte, ob er Katz begegnet war<br />

oder nicht, aber außer mir war niemand auf dem Trail. Es war jetzt kurz<br />

nach sechs. In Chairback Gap, neuneinhalb Kilometer weiter, gab es einen<br />

Unterstand. Den würde ich gegen acht Uhr erreichen. Wenn ich Glück hatte,<br />

würde ich vielleicht noch jemanden antreffen. Ich zog entschlossen weiter,<br />

<strong>mit</strong> etwas mehr Bedacht und einem unangenehmen Gefühl der Unsicherheit.<br />

Ich kletterte über den Gipfel des Fourth Mountain – was <strong>mit</strong> einem Rucksack<br />

auf dem Rücken sehr viel schwerer fällt – und stieg in das nächste<br />

bewaldete Tal dahinter ab. Sechseinhalb Kilometer hinter dem Cloud Pond<br />

gelangte ich an einen kleinen Bach, den man kaum als solchen bezeichnen<br />

konnte – eigentlich war es nur ein Schlammloch. Aufgespießt auf einen<br />

Zweig neben dem Trail, an einer absichtlich unübersehbaren Stelle, steckte<br />

eine leere Packung Old-Gold-Zigaretten. Katz war kein starker Raucher,<br />

aber er hatte immer eine Packung Old Golds dabei. Im Schlamm neben<br />

einem umgestürzten Baumstamm lagen drei Zigarettenkippen. Offenbar<br />

hatte Katz hier gewartet. Er war also am Leben, hatte den Trail nicht verlassen<br />

und war eindeutig hier entlanggekommen. Ich spürte gleich ein Gefühl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!