Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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ganzen Weg?«<br />
»Wir gehen überall zu Fuß hin«, sagte Katz ernst.<br />
»Sie sind doch nicht den ganzen Weg zu Fuß hier raufgegangen!«<br />
»Doch«, sagte Katz, den dieser Moment <strong>mit</strong> größtem Stolz erfüllte.<br />
Ich begab mich auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon, um zu Hause<br />
anzurufen, danach ging ich aufs Klo. Als ich ein paar Minuten später<br />
wiederkam, hatte Katz eine kleine Gruppe neugieriger Zuschauer um sich<br />
geschart und demonstrierte den Gebrauch verschiedener Gurte und Steckverschlüsse.<br />
Dann setzte er auf besonderen Wunsch den Rucksack auf und<br />
ließ sich fotografieren. Ich hatte ihn noch nie so zufrieden erlebt.<br />
Während Katz noch <strong>mit</strong> seiner Vorführung beschäftigt war, gingen Connolly<br />
und ich los, um den Laden auf dem Rastplatz in Augenschein zu nehmen.<br />
Mir fiel auf, wie gering die richtigen Wanderer hier geschätzt werden, was<br />
für eine untergeordnete Rolle sie in dem ganzen kommerziellen Betrieb der<br />
Nationalparks spielen. Nur drei Prozent der jährlich zwei Millionen Besucher<br />
des Shenandoah gehen mehr als ein paar Schritte in das Hinterland,<br />
wie es vollmundig genannt wird. 90 Prozent der Besucher reisen <strong>mit</strong> dem<br />
Auto oder dem Wohnmobil an, und auf diese Klientel war der Laden zugeschnitten.<br />
Für fast alle Lebens<strong>mit</strong>tel benötigte man einen Mikrowellenherd<br />
oder Backofen zur Zubereitung, vieles mußte kühl gelagert werden oder<br />
wurde nur in großen Mengen angeboten. (Welcher Wanderer, der allein<br />
unterwegs ist, will schon 24 Hamburgerbrötchen auf einmal?) Es gab nichts<br />
von dem typischen Wanderproviant – Rosinen, Nüsse oder kleine, leicht zu<br />
transportierende Packungen und Konserven –, was ich für einen Laden in<br />
einem Nationalpark ziemlich enttäuschend finde.<br />
Da die Auswahl beschränkt war und wir auf keinen Fall schon wieder Nudeln<br />
essen wollten, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ (Connolly war,<br />
wie ich zu meiner Genugtuung feststellte, auch ein Nudelesser), kauften wir<br />
24 Hotdogs und die dazugehörigen Brötchen, eine Zwei-Liter-Flasche Cola<br />
und ein paar große Packungen Plätzchen. Danach holten wir Katz ab – der<br />
seinem Publikum <strong>mit</strong> Bedauern verkündete, er müsse jetzt los, die Berge<br />
warteten auf ihn – und stapften mutig zurück in den Wald.<br />
Abends machten wir Halt an einem beschaulichen, abgelegenen Platz, Rock<br />
Spring Hut, oberhalb eines steilen Abhangs, <strong>mit</strong> einem weiten Blick ins<br />
Shenandoah Valley. Die Schutzhütte hatte sogar eine Schaukel, einen Zweisitzer,<br />
der an Ketten von dem Vordach der Hütte hing und zum Gedenken<br />
an eine gewisse Theresa Affronti angebracht worden war, die eine besonders<br />
innige Beziehung zum Trail gehabt hatte, wie uns eine Plakette auf der<br />
Rückseite <strong>mit</strong>teilte. Frühere Besucher der Hütte hatten einen Vorrat an<br />
Konserven dagelassen, Bohnen, Mais, Büchsenfleisch, Karotten, die ordentlich<br />
auf einem Stützbalken aufgereiht waren. So etwas kommt durchaus