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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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Menschen übergewichtige Geschöpfe <strong>mit</strong> Baseballmützen, die jede Menge<br />

Nahrung auf <strong>Picknick</strong>tischen um sich ausbreiten und dann ein bißchen kreischen<br />

und lostapern, um schnell die Videokamera zu holen und zu filmen,<br />

wie der hebe Teddybär daherschlurft, auf ihren Tisch klettert und ihren<br />

Kartoffelsalat und ihren Schokoladenkuchen verschlingt. Weil der Bär<br />

nichts dagegen hat, gefilmt zu werden und ihm das Publikum ziemlich<br />

gleichgültig ist, nähert sich meist irgendeiner aus der Runde der <strong>Picknick</strong>er<br />

dem Tier und versucht, es zu streicheln oder <strong>mit</strong> einem Plätzchen zu füttern.<br />

In einem verbrieften Fall schmierte eine junge Frau Honig auf die Finger<br />

ihres Kindes, da<strong>mit</strong> der Bär sie vor der Kamera ableckte. Der Bär verstand<br />

die Regieanweisung nicht und schnappte sich gleich die ganze Hand des<br />

Kleinen.<br />

Wenn so etwas geschieht – ungefähr ein Dutzend Menschen werden pro<br />

Jahr verletzt, meist an Rastplätzen und meist durch eigenes Fehlverhalten –<br />

oder wenn ein Bär aufdringlich oder aggressiv wird, erlegen die Parkranger<br />

ihn <strong>mit</strong> einem Narkosepfeil, schnüren ihn zusammen und verfrachten ihn<br />

weit ins Hinterland, fernab von Straßen und Rastplätzen und setzen ihn dort<br />

wieder aus. Mittlerweile haben sich die Bären längst an die Menschen und<br />

ihre Nahrung gewöhnt. Bei wem werden sie folglich wohl im Hinterland<br />

nach Nahrung suchen? Bei Leuten wie Katz und mir natürlich. Die »Annalen«<br />

des Appalachian Trail sind voll von Geschichten von Wanderern, die<br />

im Hinterland der Smokies von Bären angegriffen wurden. Ich hielt mich<br />

daher jetzt, als wir in die dicht bewaldeten, steilen Shuckstack Mountains<br />

eintauchten, immer un<strong>mit</strong>telbarinder Nähe von Katz auf, und trug meinen<br />

Wanderstab wie einen Prügel. Katz fand das natürlich albern.<br />

Das Urgeschöpf der Smokies, wenn man so will, ist jedoch der im Verborgenen<br />

lebende und wenig beachtete Salamander. Es gibt 24 verschiedene<br />

Arten in den Smokies, mehr als sonstwo auf der ganzen Welt. Salamander<br />

sind höchst interessante Kreaturen, und das lassen Sie sich bitte von niemandem<br />

ausreden. Zunächst einmal sind sie die ältesten Landwirbeltiere.<br />

Als Lebewesen zum ersten Mal aus dem Wasser krochen, sahen sie so aus<br />

wie Salamander, und sie haben sich seither nicht viel verändert. Manche<br />

Salamanderarten in den Smokies haben noch nicht einmal Lungen entwikkelt,<br />

sie atmen durch die Haut. Die meisten Salamander sind sehr klein, drei<br />

bis fünf Zentimeter lang, nur der Riesensalamander, der seltene und erstaunlich<br />

häßliche Schlammteufel, kann über 60 Zentimeter groß werden. Ich<br />

wollte unbedingt einen Schlammteufel sehen.<br />

Noch artenreicher und noch weniger gewürdigt als der Salamander ist die<br />

Flußmuschel. 300 Flußmuschelarten, ein Drittel aller Arten weltweit, leben<br />

in den Smokies. Die Süßwassermuscheln der Smokies haben phantastische<br />

Namen, zum Beispiel Purple wartyback, Shiny pigtoe oder Monkeyface

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