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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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uns danach von einem Taxi an den Trail fahren. Von Mary Ellen war nicht<br />

mehr die Rede, wir redeten überhaupt nicht viel. Wenn wir einen Tag lang<br />

die Annehmlichkeiten einer Stadt genossen hatten, waren wir bei der Rückkehr<br />

zum Appalachian Trail immer mundfaul.<br />

Es erwartete uns gleich ein steiler Anstieg, und wir gingen langsam, fast<br />

behutsam. Der erste Tag nach einer längeren Unterbrechung war immer<br />

schrecklich für mich. Für Katz dagegen war jeder Tag schrecklich. Mochte<br />

ein Stadtbesuch noch so erholsame Wirkung zeitigen, unterwegs verflüchtigte<br />

sie sich erstaunlich schnell. Nach zwei Minuten war es, als wären wir<br />

nie weg gewesen – eigentlich sogar noch schlimmer, weil man an einem<br />

normalen Wandertag nicht <strong>mit</strong> einem schweren, fettreichen Hardees-<br />

Frühstück im Bauch einen steilen Berg hinaufkraxeln würde, das einem<br />

jederzeit aus dem Gesicht zu fallen drohte.<br />

Wir waren etwa eine halbe Stunde unterwegs, als uns ein Wanderer entgegenkam,<br />

ein ziemlich sportlicher Mann <strong>mit</strong>tleren Alters. Wir erkundigten<br />

uns, ob er einer Frau namens Mary Ellen begegnet sei, rote Jacke, etwas<br />

lautes Stimmorgan.<br />

Er zog ein Gesicht, als könnte er sich an eine solche Person erinnern, und<br />

sagte: »Ist das die Frau – ich will nicht unhöflich erscheinen – aber macht<br />

die immer so?« und er hielt sich die Nase zu und schnaubte ein paarmal<br />

hintereinander geräuschvoll.<br />

Heftiges Kopfnicken unsererseits.<br />

»Ja. Ich habe gestern abend <strong>mit</strong> ihr und noch zwei anderen Männern in der<br />

Plumorchard-Gap-Schutzhütte übernachtet.« Er sah uns mißtrauisch von der<br />

Seite an. »Ist das eine Freundin von euch?«<br />

»Nein, nein«, erwiderten wir, verleugneten sie nach Kräften, was jeder<br />

vernünftige Mensch getan hätte. »Sie hatte sich uns für ein paar Tage angeschlossen.«<br />

Er nickte verständnisvoll, dann grinste er. »Sie ist ein harter Brocken, was?«<br />

Wir grinsten ebenfalls. »War es so schlimm?« sagte ich.<br />

Er zog ein Gesicht, das höllische Qualen ausdrückte, dann schaute er plötzlich<br />

so, als würde er sich einen Reim auf etwas machen. »Ach, dann seid ihr<br />

die beiden, über die sie gesprochen hat.«<br />

»Hat sie wirklich über uns gesprochen?« sagte Katz. »Was hat sie denn<br />

gesagt?«<br />

»Ach, nichts weiter«, antwortete er und verkniff sich ein Lachen, das einem<br />

die nächste Frage abnötigte. »Was hat sie gesagt?«<br />

»Nichts. Es war nichts.« Er lachte immer noch.<br />

»Was denn nun?«<br />

Er war unschlüssig. »Na gut. Sie hat gesagt, ihr beide wärt zwei fettleibige<br />

Nieten, die keine Ahnung vom Wandern hätten, und daß sie keine Lust

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