Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sich wieder in ihr Auto und lassen sich nie wieder zu so etwas atemberaubend<br />
Gefährlichem hinreißen. Egal, was die Leute sagen, der Appalachian<br />
Trail ist nicht überlaufen, glauben Sie mir.<br />
Wenn die Leute darüber schimpfen, der Trail sei überfüllt, dann meinen sie<br />
in Wahrheit, die Hütten seien überfüllt, und da muß ich ihnen recht geben.<br />
Das Problem besteht jedoch nicht dann, daß es zu viele Wanderer gibt,<br />
gemessen an der Zahl der Hütten, sondern zu wenig Hütten, gemessen an<br />
der Zahl der Wanderer. Der Shenandoah National Park verfügt nur über<br />
acht Hütten – von denen jede nicht mehr als acht Personen aufnehmen kann,<br />
höchstens zehn –, und das auf 162 Kilometern Wanderweg. Das entspricht<br />
ungefähr dem Durchschnitt für den gesamten Appalachian Trail. Obwohl<br />
die Entfernungen zwischen den einzelnen Hütten sehr stark variieren können,<br />
befindet sich im Schnitt alle 16 Kilometer eine Schutzhütte, ein Blockhaus<br />
oder ein Unterstand. Das bedeutet, es existieren auf 3.540 Kilometer<br />
Wanderweg nur 2.500 angemessene Schlafgelegenheiten. Wenn man bedenkt,<br />
daß im Umkreis einer Tagesreise vom Appalachian Trail 100 Millionen<br />
Menschen leben, dann kann es kaum überraschen, daß 2.500 Schlafplätze<br />
manchmal nicht ausreichen. Es klingt widersinnig, aber trotzdem<br />
wächst der Druck, die Anzahl der Schutzhütten in manchen Abschnitten zu<br />
reduzieren, um das zu vermeiden, was als Überfrequentierung des Trails<br />
verstanden wird – meiner Meinung nach ist das völlig unverständlich.<br />
Wie immer, wenn sich das Gespräch um die Überfüllung des Trail drehte<br />
und den Umstand, daß man jetzt manchmal an einem einzigen Tag ein Dutzend<br />
Leute trifft, wo man früher, wenn man Glück hatte, nur zwei Menschen<br />
begegnet ist, hörte ich höflich zu und sagte dann: »Ihr solltet erstmal<br />
in England wandern.«<br />
Jim sagte daraufhin freundlich und geduldig zu mir: »Aber wir sind nun mal<br />
nicht in England, <strong>Bill</strong>.« Da konnte er recht haben.<br />
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich den Shenandoah National<br />
Park besonders mag und warum ich wahrscheinlich nicht aus dem gleichen<br />
Holz geschnitzt bin wie ein richtiger amerikanischer Hiker: Cheeseburger.<br />
Man kann sich im Shenandoah National Park regelmäßig <strong>mit</strong> Cheeseburgern,<br />
eisgekühlter Cola, Pommes, Eis und jeder Menge anderem Zeug versorgen.<br />
Obwohl die zügellose Kommerzialisierung, von der ich eben sprach,<br />
ausgeblieben ist – zum Glück natürlich –, hat sich dieser esprit de commerce<br />
in Shenandoah teilweise gehalten. Der Park ist geradezu übersät <strong>mit</strong><br />
öffentlichen Camping- und Rastplätzen, an denen sich Restaurants und<br />
Geschäfte befinden – und der AT führt Gott sei Dank an fast allen vorbei.<br />
Es steht ganz und gar im Widerspruch zur Idee des Appalachian Trail, unterwegs<br />
Pausen in Restaurants einzulegen, aber ich kenne keinen Wanderer,