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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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»Nein, ich meinte, durch ein Fernglas gucken und meine Brille dabei auflassen<br />

– ha! ha! ha!«<br />

Nachdem es ungefähr eine halbe Stunde in dem Stil weitergegangen war,<br />

kam Katz herübergekrochen, kniete sich neben mich und flüsterte: »Einer<br />

von den Kerlen hat gerade Sportsfreund zu mir gesagt. Ich muß hier raus.«<br />

»Was willst du machen?«<br />

»Mein Zelt in der Lichtung aufschlagen. Kommst du <strong>mit</strong>?«<br />

»In der Unterhose?« fragte ich ihn gequält.<br />

Katz nickte verständnisvoll und erhob sich. »Meine Damen und Herren«,<br />

verkündete er, »ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Entschuldigen Sie bitte,<br />

Sportsfreund – darf ich auch um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Wir gehen<br />

nach draußen und schlagen unsere Zelte im Regen auf, da<strong>mit</strong> Sie über den<br />

gesamten Platz in dieser Hütte verfügen können, aber mein Freund hier trägt<br />

nur seine Unterhose, und er macht sich Sorgen, er könne den Damen unter<br />

Ihnen zu nahe treten – und die Herren möglicherweise erregen«, fügte er<br />

<strong>mit</strong> einem süßlichen, anzüglichen Grinsen hinzu, »wenn Sie sich also bitte<br />

für einen Augenblick umdrehen würden, da<strong>mit</strong> er sich richtig ankleiden<br />

kann. Ich möchte mich bereits jetzt von Ihnen verabschieden und mich bei<br />

Ihnen dafür bedanken, daß Sie uns gestattet haben, ein paar Millimeterchen<br />

von Ihrem Platz eine Weile <strong>mit</strong> Ihnen zu teilen. Es war uns ein Vergnügen.«<br />

Dann sprang er hinaus in den Regen. Ich zog mich hastig an, Schweigen<br />

und trotzig abgewandte Blicke um mich herum, und hüpfte <strong>mit</strong> einem knappen,<br />

kaum zu vernehmenden »Auf Wiedersehen« auf den Lippen vom<br />

Schlafpodest hinunter. Wir schlugen unsere Zelte in ungefähr 30 Metern<br />

Entfernung auf – kein leichtes Unterfangen oder gar Vergnügen bei strömendem<br />

Regen, das können Sie mir glauben – und krochen hinein. Bevor<br />

wir fertig waren, hatten die Stimmen in der Schutzhütte wieder eingesetzt,<br />

gefolgt von triumphierendem Gelächter. Sie waren laut bis in die Nacht,<br />

dann betrunken grölend bis in die frühen Morgenstunden. Ich fragte mich,<br />

ob diese Leute überhaupt einen Hauch von Mitleid oder gar Gewissensbissen<br />

empfanden, vielleicht sogar ein Friedensangebot machen würden – <strong>mit</strong><br />

einem Plätzchen, zum Beispiel, oder einem Hotdog – aber nichts dergleichen.<br />

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatte der Regen aufgehört, aber<br />

es war immer noch öde und trübe draußen, und Regenwasser tropfte von<br />

den Bäumen. Wir kochten erst gar keinen Kaffee. Wir wollten einfach nur<br />

weg. Wir brachen unsere Zelte ab und packten unsere Siebensachen. Katz<br />

holte noch ein Hemd von der Wäscheleine und meldete, daß unsere sechs<br />

Freunde fest schliefen. Zwei leere Flaschen Bourbon, ergänzte er im Ton<br />

tiefster Verachtung.<br />

Wir setzten die Rucksäcke auf und begaben uns auf den Trau. Wir waren

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