Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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gebietes des Forest Service zur Mischnutzung ausgewiesen, was großzügig<br />
interpretiert wird und alle möglichen Aktivitäten erlaubt: Bergbau; Öl- und<br />
Gasgewinnung; Wintersport (137 Orte); Bau von Eigentumsanlagen;<br />
Schneemobil- und Geländewagenrennen und natürlich jede Menge Holzwirtschaft<br />
– lauter Dinge, die <strong>mit</strong> der Ruhe des Waldes eigentlich unvereinbar<br />
sind.<br />
Der Forest Service ist wirklich eine höchst erstaunliche Institution. Viele<br />
Menschen sehen das Wort Forest im Namen und vermuten, dahinter verberge<br />
sich die Sorge um Bäume. Tatsächlich verhält es sich anders, obwohl die<br />
Pflege des Waldes der ursprüngliche Gedanke war. Vor 100 Jahren, als die<br />
Abholzung amerikanischer Wälder alarmierende Ausmaße annahm, wurde<br />
der Service als eine Art »Waldbank« eingerichtet, als dauerhaftes Depot für<br />
amerikanisches Nutzholz. Der Auftrag lautete: Nutzung und Schonung<br />
dieser Ressourcen für das Land. An Nationalparks war dabei nicht gedacht.<br />
Privatfirmen sollten die Genehmigung bekommen, Erze abzubauen und<br />
Holzwirtschaft zu betreiben, wurden aber angehalten, dies nur in begrenztem<br />
Umfang und auf intelligente und nachhaltige Weise zu tun.<br />
Wo<strong>mit</strong> sich der Forest Service hauptsächlich beschäftigt, ist der Straßenbau.<br />
Das ist kein Witz! Durch die amerikanischen Staatsforste führen Straßen in<br />
einer Gesamtlänge von 608.315 Kilometern. Die Zahl sagt vielleicht nicht<br />
viel aus, aber man kann es auch so sehen: Das Netz ist achtmal so groß wie<br />
das gesamte amerikanische System der Interstate Highways. Es ist das größte<br />
Straßennetz der Welt, das in der Hand eines einzelnen Betreibers hegt.<br />
Der Forest Service beschäftigt im Vergleich zu allen anderen staatlichen<br />
Institutionen auf der Erde die zweitgrößte Anzahl an Straßenbauingenieuren.<br />
Die Aussage, daß diese Leute gerne Straßen bauen, hieße, das Maß<br />
ihrer Hingabe auf charmante Weise untertreiben. Zeigt man ihnen einen<br />
idyllischen Wald, ganz egal wo, werden sie ihn ausgiebig und nachdenklich<br />
in Augenschein nehmen und zum Schluß sagen: »Hier könnte man gut eine<br />
Straße bauen.« Es ist erklärtes Ziel des U.S. Forest Service, bis Mitte des<br />
nächsten Jahrhunderts weitere 933.400 Straßenkilometer durch Waldgebiet<br />
anzulegen.<br />
Der Grund warum der Forest Service diese Straßen baut, abgesehen von der<br />
tiefen Befriedigung, die es den Männern bereitet, <strong>mit</strong> großen Maschinen<br />
möglichst viel Krach im Wald zu machen, liegt darin, daß der privaten<br />
Holzindustrie Zugang zu vorher unerreichbaren Baumbeständen verschafft<br />
werden soll. Von den 60 Millionen Hektar verwertbaren Waldgebiets des<br />
Forest Service sind zwei Drittel für die zukünftige Nutzung reserviert. Das<br />
übrige Drittel – 19 Millionen Hektar, eine Fläche, doppelt so groß wie Ohio<br />
– ist zur Rodung bestimmt. Das ermöglicht den Kahlschlag ganzer, geschlossener<br />
Waldgebiete. Das schließt, um nur ein besonders erschrecken-