Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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sich hervorragend zum Wandern, besser als man denkt. Es gibt viel Wald,<br />
aber auch Burgen, Bauernhäuser, Dörfer <strong>mit</strong> Kirchtürmen und romantische<br />
Flußtäler – Europa im Paket sozusagen. Die Wanderwege, die wir entlanggingen,<br />
führten hauptsächlich durch Wald, tauchten aber in Abständen wieder<br />
daraus hervor und verliefen über sonnenbeschienene Nebenstraßen, über<br />
Zauntritte durch Felder und Weiler. Irgendwann im Laufe des Tages kamen<br />
wir immer an einer Bäckerei oder einer Post vorbei, hörten die Türglocke<br />
eines Ladens bimmeln und konnten Gesprächen lauschen, von denen wir<br />
kein Wort verstanden. Jeden Abend kehrten wir in einer Pension ein und<br />
aßen in einem Restaurant, saßen zusammen <strong>mit</strong> anderen Leuten an einem<br />
Tisch. Wir lernten Luxemburg kennen, nicht nur seine Bäume. Es war herrlich,<br />
und zwar deswegen, weil die reizende kleine Besichtigung nahtlos und<br />
mühelos in die Wandertour überging und umgekehrt.<br />
In Amerika dagegen ist die Schönheit der Natur zu diversen Ausflugszielen<br />
verkommen, die man <strong>mit</strong> dem Auto aufsucht. Und was die Natur selbst<br />
betrifft, heißt es entweder/oder – entweder macht man sie sich gnadenlos<br />
Untertan, wie im Fall von Tocks-Damm und in tausend anderen Fällen, oder<br />
man vergöttert sie als etwas Heiliges, Entrücktes, Losgelöstes, wie den Appalachian<br />
Trail. Selten kommt ein Vertreter der einen oder anderen Seite auf<br />
die Idee, daß Mensch und Natur auch zusammengehen können, zu beiderseitigem<br />
Vorteil, daß eine elegantere Brücke über den Delaware River, um<br />
nur ein Beispiel zu nennen, die grandiose Umgebung erst richtig zur Geltung<br />
bringen kann, oder daß der AT interessanter und attraktiver sein könnte,<br />
wenn er nicht ausschließlich durch die Wildnis verliefe, sondern wenn er<br />
den Wanderer ab und zu auch mal an weidenden Kühen oder bestellten<br />
Feldern vorbeiführte.<br />
Ich hätte es viel schöner gefunden, wenn im AT-Führer zu lesen gewesen<br />
wäre: Dank den Bemühungen der Conference konnte im Delaware River<br />
Valley der Ackerbau wieder eingeführt und der Wanderweg neu verlegt<br />
werden, so daß er jetzt 25 Kilometer Uferweg umfaßt, denn ehrlich gesagt:<br />
Manchmal kann man auch von Bäumen genug haben.<br />
Trotzdem sollte man das Positive hervorheben. Wenn es nach dem Army<br />
Corps of Engineers gegangen wäre, müßte ich jetzt zu meinem Auto zurückschwimmen,<br />
und ich war dankbar, daß mir wenigstens das erspart<br />
blieb.<br />
Auf jeden Fall wurde es höchste Zeit für mich, mal wieder richtig zu wandern.