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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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wänden und einem Schrägdach, war schon überfüllt, und auf dem Platz<br />

standen verstreut etwa zwölf Zelte. Überall hörte man das Zischen der kleinen<br />

Campingkocher, Rauchfäden stiegen auf, es roch nach Essen, und dazwischen<br />

bewegten sich junge, gelenkige Menschen.<br />

Ich suchte uns eine Stelle am Rand der Lichtung, etwas abseits, fast unter<br />

den Bäumen.<br />

»Ich weiß nicht, wie man ein Zelt aufschlägt«, sagte Katz in gereiztem Tonfall.<br />

»Dann schlage ich es für dich auf.« Du weiches, schwabbliges Riesenbaby<br />

Plötzlich war ich nur noch müde.<br />

Katz saß auf einem Baumstamm und sah zu, wie ich sein Zelt aufstellte. Als<br />

ich fertig war, schob er seine Iso-Matte und den Schlafsack hinein und<br />

kroch dann selbst hinterher. Ich machte mich an mein eigenes Zelt und<br />

baute mir umständlich mein kleines Nest. Nach getaner Arbeit richtete ich<br />

mich auf und stellte fest, daß sich im Nachbarzelt nichts mehr rührte.<br />

»Bist du schon im Bett?« fragte ich entgeistert.<br />

»Mhm«, brummte er bestätigend.<br />

»Und das war’s? Ziehst dich einfach so zurück? Ohne Abendessen?«<br />

»Mhm.«<br />

Ich blieb minutenlang stehen, sprachlos, verwirrt, zu müde, um mich beleidigt<br />

zu fühlen, sogar zu müde, um meinen eigenen Hunger zu spüren. Ich<br />

krabbelte in mein Zelt, holte eine Wasserflasche und ein Buch aus dem<br />

Rucksack, legte mir zur nächtlichen Verteidigung und Beleuchtung Messer<br />

und Taschenlampe bereit und streckte mich schließlich in meinem Schlafsack<br />

aus dankbarer denn je, in der Waagerechten zu sein. Ich war nach wenigen<br />

Sekunden weggetreten. Ich glaube, ich habe noch nie so gut geschlafen.<br />

Als ich aufwachte, war es taghell. Die Innenseite meines Zeltes war <strong>mit</strong><br />

einem merkwürdigen, flockigen Reif beschichtet, der, wie mir nach einiger<br />

Überlegung klar wurde, der Niederschlag meines nächtlichen Schnarchens<br />

sein mußte, kondensiert, gefroren und ans Zeltdach geklebt, wie in einem<br />

Tage- oder besser Nachtbuch der Atmungserinnerungen. Meine Wasserflasche<br />

war ebenfalls gefroren. Das schien mir etwas für echte Machos zu<br />

sein, und ich untersuchte sie interessiert, wie ein seltenes Stück Erz. Es war<br />

erstaunlich gemütlich in meinem Schlafsack, und ich hatte es wahrlich nicht<br />

eilig, die Torheit zu begehen, gleich wieder Berge hochzukraxeln, deswegen<br />

blieb ich liegen, wie unter dem strengsten Befehl, mich nicht zu rühren.<br />

Nach einer Weile nahm ich wahr, daß Katz bereits draußen rumorte, leise<br />

stöhnend, wie vor Schmerz, und irgend etwas machte, was sich unwahrscheinlich<br />

geschäftig anhörte.

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