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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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te, und außerdem hatte er ja genug da<strong>mit</strong> zu tun, die Bäume zu betrachten.<br />

Es war bereits nach sechs Uhr, als wir in Dalton ankamen. John hatte die<br />

Adresse eines Mannes in der Depot Street, der Wanderer in seinem Garten<br />

kampieren ließ, die Dusche sollte man auch benutzen dürfen, und so trabte<br />

ich <strong>mit</strong> John zur nächsten Tankstelle, um nach dem Weg zu fragen. Als wir<br />

aus dem Verkaufsraum traten, ging John genau in die entgegengesetzte<br />

Richtung los.<br />

»Hier geht’s lang, John«, sagte ich.<br />

»Natürlich«, stimmte er mir zu. »Übrigens heiße ich Bernard. Ich weiß auch<br />

nicht, wo die Leute den Namen Chicken John herhaben.«<br />

Ich nickte und versprach ihm, am nächsten Tag auf ihn aufzupassen, aber<br />

ich habe ihn nie wieder gesehen.<br />

Ich verbrachte die Nacht in einem Motel und wanderte am nächsten Tag<br />

weiter nach Cheshire. Es waren nur 14 Kilometer über leichtes Gelände,<br />

aber die Kriebelmücke machte den Weg zu einer einzigen Strapaze. Ich<br />

habe noch nirgendwo eine wissenschaftliche Bezeichnung für diese winzigen,<br />

bösartigen geflügelten Wesen gefunden, ich weiß daher nur, daß sie<br />

massenhaft in der Luft schweben, daß sie einen auf Schritt und Tritt begleiten,<br />

in die Ohren eindringen, in den Mund und selbst in die Nasenlöcher.<br />

Menschlicher Schweiß versetzt sie in orgiastische Ekstase, und Insektenspray<br />

scheint ihre Erregung nur noch zu steigern. Sie sind besonders unbarmherzig,<br />

wenn man zwischendurch mal stehenbleibt, um etwas zu trinken<br />

– so unbarmherzig, daß man schließlich gar nicht mehr anhält und<br />

gleich im Gehen trinkt und danach einen ganzen Mundvoll von diesen Viechern<br />

ausspuckt. Es ist die Hölle auf Erden. Mit einiger Erleichterung verließ<br />

ich daher am frühen Nach<strong>mit</strong>tag ihre waldreichen Jagdgründe und trottete<br />

in das sonnige, träge Örtchen Cheshire.<br />

In Cheshire gab es freie Unterkunft für Wanderer in der Kirche auf der<br />

Main Street. Massachusetts tut überhaupt viel für seine Wanderer, jedenfalls<br />

bin ich häufig an Häusern vorbeigekommen, an denen draußen ein Schild<br />

<strong>mit</strong> der Aufforderung hing, sich doch bitte bei den Apfelbäumen im Garten<br />

zu bedienen, Wasser dürfe man sich auch holen. Ich hatte jedoch keine Lust<br />

auf eine Nacht in einem Etagenbett, noch weniger auf endlose Nach<strong>mit</strong>tagsstunden<br />

ohne eine Beschäftigung, deswegen ging ich weiter bis nach Adams,<br />

6,5 Kilometer über einen knallheißen Highway, aber wenigstens <strong>mit</strong><br />

der Aussicht auf ein Bett in einem Motel und eine Auswahl an Restaurants.<br />

In Adams gab es nur ein Motel, eine Absteige am Stadtrand. Ich nahm mir<br />

ein Zimmer und verbrachte den restlichen“ Nach<strong>mit</strong>tag da<strong>mit</strong>, in der Stadt<br />

herumzustreunen, guckte gelangweilt in die Schaufenster und stöberte in

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