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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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sonderheit der südlichen Appalachen – erkrankt oder bereits tot. Dafür gibt<br />

es zwei Gründe: den sauren Regen und die Verwüstung durch einen Baumschädling,<br />

der sich Fichtengallenlaus schimpft. Fragt man einen Angestellten<br />

des Park Service, was dagegen unternommen wird, bekommt man zur<br />

Antwort: »Wir beobachten die Situation genau«, was so viel heißt wie, »wir<br />

gucken den Bäumen beim Sterben zu.«<br />

Das gleiche Bild bietet sich bei den sogenannten »balds«, grasbewachsenen<br />

Kuppeln – baumlose, wiesenähnliche Berggipfel, bis zu 100 Hektar groß<br />

und ebenfalls einmalig in den südlichen Appalachen. Man weiß nicht, seit<br />

wann diese Kuppeln existieren, wie sie entstanden sind oder warum es sie<br />

auf manchen Berggipfeln gibt und auf anderen nicht. Einige Experten meinen,<br />

es handle sich um ein Naturphänomen, Überreste von Feuersbrünsten,<br />

ausgelöst durch Blitzschlag, andere meinen, sie seien das Werk von Menschen,<br />

Brandrodungen, um Platz für Sommerweiden zu schaffen. Auf jeden<br />

Fall sind sie absolut typisch für die Smokies. Nach Stunden einsamen Wanderns<br />

durch kühlen, finsteren Wald endlich eine freie, offene, sonnenbeschienene<br />

Kuppe unter strahlend blauem Himmel und <strong>mit</strong> Panoramablick zu<br />

betreten, ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergißt. Diese Kuppen<br />

sind jedoch mehr als ein bloßes Kuriosum. Nach Angaben des Buchautors<br />

Hiram Rogers nehmen die Graskuppen gerade einmal 0,015 Prozent der<br />

Gesamtfläche der Smokies ein, beherbergen jedoch 29 Prozent der Flora.<br />

Für eine unbestimmte Zeit wurden sie zuerst von Indianern, später dann von<br />

eingewanderten Europäern im Sommer als Weideland für Vieh genutzt;<br />

heute, da die Viehzucht verdrängt ist und der Park Service nichts unternimmt,<br />

erobern sich Straucharten wie Weißdorn und Brombeere die Berggipfel<br />

zurück. Wenn nichts unternommen wird, ist es gut möglich, daß es in<br />

20 Jahren keine Graskuppen mehr in den Smokies gibt. Seit Gründung des<br />

Parks in den 30er Jahren sind 90 Pflanzenarten auf den Bergkuppen ausgestorben,<br />

und für die nächsten paar Jahre wird das Verschwinden von 25<br />

weiteren Arten erwartet. Es gibt keinen Plan, diese Pflanzen vor dem sicheren<br />

Tod zu retten.<br />

Man soll aus alldem nicht den Schluß ziehen, ich sei kein Freund des Park<br />

Service und seiner Mitarbeiter. Das Gegenteil ist der Fall – ich bewundere<br />

diese Leute. Ich habe nicht einen Ranger kennengelernt, der nicht freundlich,<br />

engagiert und im allgemeinen gut informiert war. (Ich muß hinzufügen,<br />

ich habe selten einen getroffen, die meisten hat man nämlich entlassen,<br />

aber diejenigen, <strong>mit</strong> denen ich zu tun hatte, waren nett und hilfsbereit.) Das<br />

Problem sind nicht die Leute an der Basis. Das Problem ist der Park Service<br />

selbst. Immer wieder wird zur Verteidigung das Argument vorgeschoben,<br />

den Nationalparks würden die Mittel gestrichen, was zweifellos zutrifft. Der<br />

Jahresetat des Park Service liegt heute um 200 Millionen Dollar unter der

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