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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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Der Pfad kreuzte eine Forststraße und führte dann direkt den Albert Mountain<br />

hinauf, einem steinigen Gipfel, 1.600 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

Unten wehte ein heftiger und wütender Wind, der <strong>mit</strong> ohrenbetäubendem<br />

Sausen auf den Berg traf, so daß wir uns anbrüllen mußten, um uns zu verständigen.<br />

Wir kletterten ein Stück weit hinauf und zogen uns schleunigst<br />

wieder zurück. Mit einem schweren Rucksack hat man bestenfalls keinen<br />

richtigen Schwerpunkt, aber wir wurden hier beinahe im wahrsten Sinne des<br />

Wortes vom Winde verweht. Verwirrt standen wir am Fuß des Gipfels und<br />

sahen uns an. Es war wirklich eine prekäre Lage. Wir saßen fest zwischen<br />

einem Berg, den wir nicht erklimmen konnten, und einem Sims, über das<br />

wir auf keinen Fall zurückgehen wollten. Die einzige Möglichkeit, die uns<br />

< blieb, war, unsere Zelte aufzuschlagen – wenn das bei dem Wind überhaupt<br />

möglich war –, hineinzukriechen und das Beste zu hoffen. Ich will<br />

nicht übertreiben, aber es sind schon Menschen unter weniger dramatischen<br />

Umständen umgekommen.<br />

Ich setzte meinen Rucksack ab und suchte die Wanderkarte. Die Karten für<br />

den Appalachian Trail sind dermaßen unbrauchbar, daß ich längst aufgegeben<br />

hatte, sie zu Rate zu ziehen. Es gibt Unterschiede, aber die meisten sind<br />

unergründlicherweise im Maßstab l: 100.000 gezeichnet, wodurch 1.000<br />

Meter im Gelände auf der Karte zu einem einzigen Zentimeter schrumpfen.<br />

Stellen Sie sich einen Quadratkilometer Landschaft vor, und dazu alles, was<br />

sich auf dem Gebiet befindet – Forstwege, Bäche, ein oder zwei Gipfel,<br />

vielleicht ein Feuerwachturm, eine Kuppe, ein« grasbewachsene kahle Erhebung,<br />

der Appalachian Trail, und möglicherweise noch ein oder zwei<br />

Nebenwanderwege –, und nun versuchen Sie mal, diese ganze Information<br />

auf einer Fläche von der Größe eines Fingernagels unterzubringen. So sind<br />

die Karten für den AT.<br />

Eigentlich ist es sogar noch schlimmer, denn die AT-Karten sind aus mir<br />

völlig unverständlichen Gründen viel unvollständiger in den Details, als<br />

nach dem ohnehin dürftigen Maßstab nötig wäre. Von den zwölf oder noch<br />

mehr Gipfeln, die man auf zehn bis 15 Kilometern des Weges überquert,<br />

benennt die Karte vielleicht gerade mal drei. Täler, Seen, Schluchten, Bäche<br />

und andere wichtige, möglicherweise lebenswichtige topographische Merk-<br />

male bleiben notorisch unbezeichnet. Die Straßen und Wege des Forest<br />

Service sind oft nicht eingezeichnet, und wenn doch, dann sind sie uneinheitlich<br />

dargestellt. Selbst Nebenwege werden häufig ausgelassen. Es gibt<br />

keine Koordinaten und so<strong>mit</strong> keine Möglichkeit, im Notfall Retter an eine<br />

bestimmte Stelle zu dirigieren, und es finden sich keine Hinweise auf Städte,<br />

die un<strong>mit</strong>telbar jenseits des Kartenrandes liegen. Mit einem Wort, die<br />

AT-Karten sind absolut untauglich.<br />

Unter normalen Umständen wäre das nur ärgerlich. Jetzt aber, in einem

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