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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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»Mann, hab’ ich einen Hunger«, sagte er, ohne ein Wort der Begrüßung,<br />

und übergab mir sein Handgepäck. Ich hätte mir beinahe den Arm ausgerenkt.<br />

»Was hast du denn da drin?« keuchte ich.<br />

»Nur ein paar Kassetten und anderen Kram für unterwegs. Gibt es hier<br />

irgendwo ein Dunkin Donuts in der Nähe? Ich habe seit Boston nichts mehr<br />

gegessen.«<br />

»Boston? Da kommst du doch gerade erst her.«<br />

»Ja. Ich muß jede Stunde was essen, sonst kriege ich meine – wie soll ich<br />

sagen? – Anwandlungen.«<br />

»Was denn für Anwandlungen?« Es war nicht gerade das Wieder- sehen,<br />

das ich mir ausgemalt hatte. Ich stellte mir vor, wie er den Appalachian<br />

Trail entlanghüpfte, wie ein Spielzeug zum Aufziehen, das auf den Rücken<br />

gefallen war.<br />

»Die kriege ich regelmäßig, seit ich vor zehn Jahren mal verseuchtes Anilin<br />

eingenommen habe. Mit ein paar Doughnuts ist die Sache normalerweise<br />

erledigt.«<br />

»In drei Tagen sind wir <strong>mit</strong>teninder Wildnis, Stephen. Da gibt es keine<br />

Doughnuts.«<br />

Er strahlte stolz übers ganze Gesicht. »Ich habe vorgesorgt.« Er zeigte auf<br />

seine Tasche an der Gepäckausgabe, einen grünen Army-Seesack, und deutete<br />

mir an, ich solle ihn hochheben. Er wog mindestens 30 Kilo. Er sah<br />

meinen verwunderten Gesichtsausdruck. »Snickers«, erklärte er. »Ein ganzer<br />

Sack voll Snickers.«<br />

Wir machten einen Umweg über Dunkin Donuts, bevor wir nach Hause<br />

fuhren. Meine Frau und ich setzten uns <strong>mit</strong> ihm an den Küchentisch und<br />

sahen zu, wie er fünf Boston-Cream-Doughnuts verputzte, die er <strong>mit</strong> zwei<br />

Bechern Milch hinunterspülte. Dann sagte er, er wolle sich ein bißchen<br />

ausruhen. Er brauchte mehrere Minuten, um die Treppe nach oben zu bewältigen.<br />

Meine Frau sah mich <strong>mit</strong> einem Ausdruck heiterer Verständnislosigkeit an.<br />

»Bitte, sag jetzt nichts«, bat ich sie.<br />

Nachdem er seinen Mittagsschlaf gehalten hatte, suchten wir Dave Mengle<br />

in dem Outdoor-Laden auf, kauften eine Ausstattung für Katz – Rucksack,<br />

Zelt, Schlafsack und den ganzen anderen Kram, – anschließend gingen wir<br />

zu Kmart und besorgten einen Zeltboden, Thermounterwäsche und noch ein<br />

paar Kleinigkeiten. Danach mußte er sich wieder hinlegen.<br />

Am Tag darauf gingen wir in einen Supermarkt, um Proviant für die erste<br />

Woche unserer Wanderung einzukaufen. Ich hatte keine Ahnung vom Kochen,<br />

aber Katz versorgte sich seit Jahren selbst und hatte ein festes Reper-

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