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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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Wie man sich vorstellen kann, baute mich das unglaublich auf.<br />

»Bis dahin werde ich es wohl auch nochmal versuchen«, sagte Katz und<br />

fuhr sich <strong>mit</strong> dem Finger über die Schrammen auf seinem Unterarm.<br />

»Der Berg läuft jedenfalls nicht davon, Jungs«, sagte sie. Da hatte sie natürlich<br />

recht.<br />

Wir aßen in der Stadt in einem beliebten Restaurant und machten anschließend<br />

einen Bummel, denn es war ein lauer, angenehmer Abend. Milo war<br />

auf reizende Weise ein hoffnungsloser Ort – wirtschaftlich gesehen aussichtslos<br />

weit ab vom Schuß, aber irgendwie liebenswert. Es gab einige sehr<br />

schöne Wohnviertel und eine imposante Feuerwache. Vielleicht kam es uns<br />

allerdings auch nur so vor, weil es unser letzter Abend war, bevor es nach<br />

Hause ging. Da wäre uns jeder Ort recht gewesen.<br />

»Und? Findest du es schade, daß du den Trail jetzt verläßt?« fragte Katz<br />

mich nach einer Weile.<br />

Ich überlegte. Ich war unsicher. Ich merkte, daß ich keine Gefühle gegenüber<br />

dem AT hegte, die nicht von Widersprüchlichkeit gekennzeichnet<br />

waren. Einerseits hatte ich den Trail satt, andererseits hatte er mich in seinen<br />

Bann geschlagen; einerseits konnte ich die endlosen Wälder hinterher<br />

nicht mehr sehen, andererseits bewunderte ich gerade diese Endlosigkeit;<br />

einerseits begab ich mich gern auf eine Flucht vor der Zivilisation, und andererseits<br />

sehnte ich mich doch nach deren Annehmlichkeiten. Ich wollte<br />

aufhören, und ich wollte ewig so weitermachen; in einem Bett schlafen und<br />

im Zelt; gucken, was hinter dem nächsten Berg lag, und nie wieder einen<br />

Berg sehen. Alles zusammen, und alles auf einmal, auf jedem Meter des<br />

Trails. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ja und nein. Und du?«<br />

Er nickte. »Mir geht es genauso. Ja und nein.«<br />

Wir spazierten noch ein Stück weiter, gedankenverloren.<br />

»Wir haben es geschafft«, sagte Katz und schaute dabei hoch. Ihm fiel mein<br />

fragender Gesichtsausdruck auf. »Jedenfalls haben wir Maine durchwandert.«<br />

Ich sah ihn an. »Wir sind nicht einmal in die Nähe des Mount Katahdin<br />

gekommen.«<br />

Er tat das als reine Spitzfindigkeit ab. »Ist doch nur ein Berg«, sagte er.<br />

»Auf wieviel Bergen muß man denn gewesen sein, <strong>Bryson</strong>?«<br />

Ich lachte kurz auf. »So kann man das natürlich auch sehen.«<br />

»So muß man es sehen«, fuhr Katz fort, jetzt ganz ernst. »Was mich betrifft,<br />

kann ich sagen, ich bin den Appalachian Trail entlanggewandert. Bei<br />

Schnee und bei Hitze. Im Süden und im Norden. Ich bin gewandert, bis mir<br />

die Füße bluteten. Ich bin den Appalachian Trail entlanggewandert, <strong>Bryson</strong>.«<br />

»Wir haben ganz schön viel ausgelassen.«

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