Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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Ich lächelte ihn kurz an. »Wie das allerletzte Arschloch«, sagte ich.<br />
Er schnäuzte sich und lachte dabei. »Ja, schon möglich.«<br />
Ich beugte mich zu ihm hinüber und klopfte ihm verlegen, aber liebevoll auf<br />
die Schulter. Er ließ es <strong>mit</strong> einem Anflug von Dankbarkeit geschehen.<br />
»Und weißt du, was das Schlimmste ist?« sagte er plötzlich in einem Ton,<br />
als müsse er sich <strong>mit</strong> Gewalt am Riemen reißen. »Was gäbe ich jetzt für ein<br />
Fertiggericht! Ich könnte jetzt glatt jemanden dafür umlegen. Wirklich.«<br />
Wir lachten.<br />
»Truthahnbraten für den großen Hunger, <strong>mit</strong> künstlichen Innereien und 40<br />
Prozent Fettanteil. Hmmm. Lecker. Für einmal dran schnuppern würde ich<br />
dich glatt im Stich lassen.« Dann wischte er sich etwas aus den Augenwinkeln,<br />
sagte: »Ach, Scheiße«, stand auf und pinkelte über den Rand der<br />
Klippe.<br />
Ich sah ihm hinterher, er wirkte alt und müde, und für einen Moment fragte<br />
ich mich, was wir hier oben eigentlich verloren hatten. Wir waren keine<br />
kleinen Jungs mehr.<br />
Ich schaute auf die Karte. Wir hatten praktisch kein Wasser mehr, aber es<br />
war nur etwas über einen Kilometer bis zum Cloud Pond, wo wir unsere<br />
Flaschen auffüllen konnten. Wir teilten uns den allerletzten Schluck, und<br />
ich sagte Katz, ich würde schon mal vorausgehen zu dem See und Wasser<br />
filtern, dann sei es fertig, wenn er dazustoße.<br />
Es war ein netter Spaziergang von 20 Minuten entlang einer grasbewachsenen<br />
Kammlinie. Cloud Pond lag am Ende eines steilen Seitenwegs, ungefähr<br />
400 Meter neben dem eigentlichen Trail. Ich lehnte meinen Rucksack<br />
gegen einen Baum oben am Wegesrand und ging <strong>mit</strong> unseren Wasserflaschen<br />
und dem Filter runter zum Seeufer.<br />
Ich brauchte ungefähr 20 Minuten, um an den See zu gelangen, die drei<br />
Flaschen zu füllen und auf den AT zurückzukehren, so daß insgesamt etwa<br />
40 Minuten vergangen waren, seit ich Katz zuletzt gesehen hatte. Eigentlich<br />
hätte er längst da sein müssen, selbst wenn er noch etwas auf dem Gipfel<br />
verweilt hätte und auch, wenn man sein langsames Tempo berücksichtigte.<br />
Außerdem war es ein leichter Weg, und ich wußte, daß er Durst hatte, ich<br />
fand es daher seltsam, daß er nicht schneller war. Ich wartete 15 Minuten,<br />
20 Minuten, 25 Minuten, schließlich ließ ich meinen Rucksack stehen und<br />
ging zurück, um nach ihm zu suchen. Es war über eine Stunde her, daß wir<br />
uns zuletzt gesehen hatten, als ich den Gipfel jetzt wieder erreichte – aber<br />
Katz war nicht da.<br />
Ich stand einigermaßen verwirrt an der Stelle, wo wir eben noch gesessen<br />
hatten. Seine Sachen waren weg. Offenbar war er losgegangen, aber er war<br />
weder auf dem Barren Mountain noch am Cloud Pond und auch nicht auf<br />
dem Weg dazwischen – wo steckte er bloß? Die einzige Erklärung war, daß