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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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gesellig. Die drei anderen waren schon viel gewandert und erzählten alles<br />

Wissenswerte über die Strecke, die noch vor uns lag, bis rauf nach Maine,<br />

das für uns immer noch in unerreichbarer Ferne lag. Dann wandte sich das<br />

Gespräch einem Thema zu, das sich bei Hikern anhaltender Beliebtheit<br />

erfreut - wie überlaufen der Trail doch sei. Connolly erzählte, daß er 1987,<br />

zur Hochsaison im Sommer, fast die Hälfte der Gesamtstrecke abgewandert<br />

und tagelang keinem Menschen begegnet sei, und Jini und Chuck pflichteten<br />

ihm bei.<br />

Diese Klage hört man immer wieder, und es trifft sicher zu, daß mehr Menschen<br />

das Wandern für sich entdeckt haben als je zuvor. Bis in die 70er<br />

Jahre hinein bewältigten keine 50 Personen die gesamte Strecke des AT an<br />

einem Stück, und bis 1984 war die Zahl auf gerade mal 100 gestiegen. 1990<br />

war sie auf über 200 geklettert, und heute nähert sie sich der 300er-Marke.<br />

Das sind enorme Steigerungen, aber es bleibt doch insgesamt eine kleine<br />

Zahl. Un<strong>mit</strong>telbar vor unserem Aufbruch war in meiner Lokalzeitung in<br />

New Hampshire ein Interview <strong>mit</strong> einem Mitarbeiter des Wartungspersonals<br />

für den AT erschienen, einem Trail-Pfleger, wie sie sich nennen. Der berichtete,<br />

die drei Lagerplätze in seinem Abschnitt seien vor 20 Jahren in den<br />

Monaten Juli und August wöchentlich von etwa einem Dutzend Besucher<br />

frequentiert worden, heute seien es bis zu 100 Personen in der Woche. Ich<br />

finde daran viel erstaunlicher, daß über so lange Zeit nur so wenig Leute<br />

gekommen sind. Wie dem auch sei, 100 Gäste pro Woche in der Hochsaison,<br />

verteilt auf drei Lagerplätze, erscheint mir nicht überwältigend viel.<br />

Vielleicht sehe ich das aus der falschen Perspektive, weil ich über Jahre<br />

immer nur auf dem für amerikanische Maßstäbe kleinen, überfüllten Inselchen<br />

England gewandert bin, aber was mich in dem Sommer unserer langen<br />

Tour regelmäßig erstaunt hat, war die Tatsache, wie leer der Pfad eigentlich<br />

war. Keiner weiß genau, wie viele Menschen den Appalachian Trail benutzen,<br />

aber die meisten Schätzungen gehen von einer Zahl zwischen drei und<br />

vier Millionen pro Jahr aus. Nehmen wir an, vier Millionen trifft zu, und<br />

nehmen wir weiter an, daß die meisten Wanderer in den sechs wärmsten<br />

Monaten unterwegs sind, dann kommen wir auf durchschnittlich 16.500<br />

Personen, die täglich unterwegs sind. Das macht 4,6 Personen auf einen<br />

Kilometer, also etwa einen Menschen alle 220 Meter. Tatsächlich erreichen<br />

nur wenige Abschnitte eine so hohe Dichte. Ein großer Teil der jährlich vier<br />

Millionen Wanderer konzentriert sich für einen Tag oder eine Woche auf<br />

bestimmte beliebte Abschnitte – den Presidential Range in New Hampshire,<br />

den Baxter State Park in Maine, Mount Greylock in Massachusetts, die<br />

Smokies und den Shenandoah National Park. Zu diesen vier Millionen gehören<br />

auch die sogenannten Reebok-Hiker, die zu Tausenden einfallen. Sie<br />

kommen <strong>mit</strong> dem Auto vorgefahren, gehen ein paar hundert Meter, setzen

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