Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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nen Schlafsack und band die Zugschnur über meinem Kopf fest zu. So verging<br />
die Nacht, <strong>mit</strong> wiederholten Gewaltausbrüchen von Katz, gefolgt von<br />
den Phasen der Ruhe, dann wieder Getrippel, dann ein erneuter Katzscher<br />
Gewaltausbruch. Ich schlief erstaunlich gut, trotz alldem.<br />
Ich hatte erwartet, daß Katz übelgelaunt aufwachen würde, aber er war viel<br />
vergnügter als am Abend zuvor.<br />
»Ich muß sagen, es geht nichts über einen anständigen Schlaf, und ich muß<br />
sagen, ich habe anständig geschlafen«, verkündete er beim ersten Räkeln<br />
und lachte bestätigend. Seine Selbstzufriedenheit rührte daher, daß er sieben<br />
Mäuse gekillt hatte, wie sich zeigte, und in höchstem Maße stolz darauf<br />
war, wie ein Gladiator <strong>mit</strong> geschwellter Brust. Mir fiel auf, daß noch etwas<br />
Pelziges und ein Klumpen rosa Fleischiges am Boden seiner Wasserflasche<br />
klebte, als er sie zum Trinken ansetzte. Gelegentlich hat es mich beunruhigt<br />
– ich vermute, es beunruhigt alle Wanderer von Zeit zu Zeit – , wie weit<br />
man sich unterwegs vom üblichen zivilisierten Verhalten entfernen kann.<br />
Dies war so ein Augenblick.<br />
Draußen war Nebel aufgezogen und füllte den Raum zwischen den Bäumen.<br />
Kein aufmunternder Anblick am Morgen. Ein Sprühregen hing in der<br />
Luft, als wir uns auf den Weg machten, und nach kurzer Zeit war er in einen<br />
gleichmäßigen, gnadenlosen Bindfadenregen übergegangen.<br />
Regen kann einem den letzten Nerv rauben. Es macht absolut keinen Spaß,<br />
in einem Regencape zu wandern. Das Knistern von steifem Nylongewebe<br />
und das unentwegte, seltsam verstärkt klingende Pladdern von Regentropfen<br />
auf synthetischem Material haben etwas zutiefst Entmutigendes. Und<br />
was das Schlimmste ist: Man bleibt trotzdem nicht trocken. Die wasserdichte<br />
Kleidung hält zwar den Regen ab, aber man schwitzt so stark, daß man<br />
von innen her bald ganz durchgeweicht ist. Am Nach<strong>mit</strong>tag war der Pfad<br />
ein einziger Wasserlauf. Meine Wanderschuhe hatten längst aufgegeben.<br />
Ich war klatschnaß, und es gluckste bei jedem Schritt. In manchen Teilen<br />
der Smokies regnet es bis zu 300 Zentimeter pro Jahr, das ist weit mehr als<br />
die normale Zimmerhöhe. Eine ganze Menge Regen, könnte man sagen,<br />
und wir bekamen jetzt den größten Teil davon ab.<br />
Wir gingen 15 Kilometer weit bis zum Spence Field Shelter, eigentlich<br />
keine großartige Entfernung, selbst für unsere Verhältnisse, aber wir waren<br />
bis auf die Haut durchnäßt und durchgefroren, als wir ankamen, und zur<br />
nächsten Schutzhütte war es sowieso zu weit. Der Park Service – man<br />
kommt einfach nicht um ihn herum – hat eine Unmenge kleinlicher, starrer,<br />
ärgerlicher Vorschriften für die Wanderer des Appalachian Trail erlassen,<br />
darunter die, daß man stets zügig weitergehen soll, niemals vom Weg abweichen<br />
darf und die Nacht in einer Schutzhütte campieren muß. Praktisch<br />
bedeutet es, daß man nicht nur jeden Tag eine vorgeschriebene Distanz