Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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tiefhängenden Ästen bis zu der Kreuzung, an der er auf den Trail traf. Der<br />
AT lag unter einer dicken Schneedecke, rundlich und bläulich, ein langes,<br />
schummriges Gewölbe aus Rhododendren. Das sah nach einem höchst<br />
beschwerlichen Weg aus. Ich stapfte ein paar Meter vor, um zu testen, wie<br />
es sich ging. Es sah nicht nur so aus, es war tatsächlich ein höchst beschwerlicher<br />
Weg.<br />
Als ich wieder zur Hütte kam, war Katz aufgestanden, bewegte sich langsam,<br />
gab sich dem allmorgendlichen Stöhnen und Räkeln hin. Jim studierte<br />
seine Karten, die viel genauer waren als meine. Ich hockte mich neben ihn,<br />
und er machte Platz, da<strong>mit</strong> ich auch etwas sehen konnte. Bis Wallace Gap<br />
und zu einer asphaltierten Straße, der alten U.S. 64, waren es 9,8 Kilometer.<br />
Anderthalb Kilometer weiter die Straße entlang lag der Rambow Spring<br />
Campground, ein Campingplatz <strong>mit</strong> Duschen und einem Laden. Ich hatte<br />
keine Ahnung, wie schwierig es sein würde, zehn Kilometer durch den<br />
tiefen Schnee zu wandern, und ich konnte auch nicht darauf bauen, daß der<br />
Platz zu dieser Jahreszeit bereits geöffnet war. Dennoch war klar, daß diese<br />
Schneemassen in den kommenden paar Tagen nicht schmelzen würden, und<br />
irgendwann mußten wir ja sowieso gehen, warum dann nicht gleich jetzt,<br />
wo es noch hübsch und ruhig war. Wer weiß, was passieren würde, wenn<br />
ein neuer Schneesturm einsetzte und wir dann erst recht aufgeschmissen<br />
wären.<br />
Jim hatte beschlossen, daß er und Heath uns die ersten paar Stunden begleiten<br />
und dann auf einen Nebenwanderweg abbiegen würden, den Long<br />
Branch, der auf 2,7 Kilometern steil in eine Schlucht hinabführte und an<br />
einem Parkplatz endete, auf dem sie ihren Wagen abgestellt hatten. Jim war<br />
den Long Branch Trail bereits mehrere Male entlanggewandert und wußte,<br />
was auf ihn zukam. Trotzdem gefiel mir schon der Name nicht, und ich<br />
fragte Jim zögerlich, ob es wirklich gut sei, einen wenig benutzten Nebenweg<br />
zu gehen, unter wer weiß was für Bedingungen, wo niemand sie finden<br />
würde, wenn er und sein Sohn in Gefahr gerieten. Katz pflichtete mir zu<br />
meiner Erleichterung bei. »Auf dem AT sind wenigstens immer noch andere<br />
Leute«, sagte er. »Auf den Nebenwegen weiß man nie, was einem passieren<br />
kann.« Jim überlegte kurz und sagte, sie würden zurückkommen, wenn<br />
es zu brenzlig werden würde.<br />
Katz und ich gönnten uns zwei Tassen Kaffee, um warm zu werden, und<br />
Jim und Heath gaben uns von ihren Haferflocken ab, was Katz in Hochlaune<br />
versetzte. Dann machten wir uns alle vier auf den Weg. Es war kalt, und<br />
das Gehen fiel schwer. Das Gewölbe aus tiefhängenden Rhododendronbüschen,<br />
das sich über lange Wegstrecken hinzog, war zwar ausnehmend<br />
hübsch anzusehen, aber wenn der Rucksack die Zweige streifte, entluden<br />
sich Schneemassen auf unsere Köpfe und rutschten in den Nacken hinunter.