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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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21. Kapitel<br />

Wir bekamen den Katahdin Mountain also nicht zu sehen. Wir bekamen<br />

nicht einmal die Katahdin Iron Works zu sehen, erhaschten nur einen verschwommenen<br />

Blick von ihnen, weil wir <strong>mit</strong> 100 Stundenkilometern daran<br />

vorbeirasten. Es war die schrecklichste, holprigste Fahrt, die ich je in meinem<br />

Leben über eine Schotterpiste, hinten auf der offenen Ladefläche eines<br />

Pick-up <strong>mit</strong>gemacht habe. Nie wieder.<br />

Wir hielten uns fest, so gut wir konnten, mußten aber zwischendurch die<br />

Beine hochreißen, um den Motorsägen und anderen gefährlich aussehenden<br />

Gerätschaften auszuweichen, die auf der Ladefläche hin und her rutschten.<br />

Der Wald flog an uns vorbei, denn der Fahrer donnerte rücksichtslos die<br />

Straße entlang und fuhr <strong>mit</strong> Begeisterung durch Schlaglöcher, so daß wir<br />

hochgeschleudert wurden, und legte sich gleich anschließend, um unsere<br />

Marter noch zu erhöhen, <strong>mit</strong> Freude in die Kurve. Wir standen auf wackligen<br />

Beinen, als wir in dem kleinen Ort Milo ausstiegen, 32 Kilometer weiter<br />

südlich. Wir waren maßlos erstaunt, <strong>mit</strong> welcher Geschwindigkeit sich<br />

unsere Umgebung verändert hatte. Eben noch <strong>mit</strong>ten in der Wildnis, vor uns<br />

mindestens ein Zwei-Tages-Marsch zurück in die Zivilisation, und jetzt<br />

standen wir auf dem Gelände einer Tankstelle am Rand einer Kleinstadt.<br />

Wir sahen dem Pick-up hinterher, als er wegfuhr, und mußten uns erstmal<br />

orientieren.<br />

»Willst du eine Cola?« sagte ich zu Katz. Neben dem Eingang zur Tankstelle<br />

stand ein Automat.<br />

Er überlegte einen Moment. »Nein«, sagte er. »Nachher vielleicht.«<br />

Es war ungewöhnlich für Katz, normalerweise stürzte er sich bei jeder sich<br />

bietenden Gelegenheit <strong>mit</strong> überschwenglicher Begeisterung auf Cola und<br />

Fastfood, aber ich konnte ihn ganz gut verstehen. Es ist immer wie ein<br />

leichter Schock, wenn man den Trail verläßt und kurzzeitig in die Welt der<br />

Bequemlichkeit hineinversetzt wird, in der es Wahlmöglichkeiten gibt.<br />

Diesmal aber war es anders. Diesmal sollte es für immer sein. Wir wollten<br />

unsere Wanderschuhe an den Nagel hängen. Von jetzt ab sollte es immer<br />

Cola geben, ein weiches Bett, eine heiße Dusche und was man sich sonst<br />

noch so wünscht. Jetzt herrschte keine Not mehr. Eine überwältigende Vorstellung.<br />

Es gab kein Motel in Milo, aber man empfahl uns eine Pension, die sich<br />

Bishop’s Boarding House nannte, ein großes, weißes Haus in einer hübschen,<br />

baumbestandenen Straße <strong>mit</strong> breiten Vorgärten und soliden alten<br />

Villen – die Sorte, bei denen die ehemaligen Kutscherhäuser <strong>mit</strong> Quartier<br />

für die Hausangestellten im ersten Stock in Garagen umgewandelt worden<br />

waren.

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