Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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gefesselt und <strong>mit</strong> durchgeschnittenen Kehlen. Es gab kein eindeutiges Motiv.<br />
Es gab auch nie einen Verdächtigen. Ihr Tod wird für immer ein Rätsel<br />
bleiben. Natürlich hatte ich damals keine Ahnung davon, und als Katz und<br />
Connolly aufgeholt hatten, teilte ich ihnen nur <strong>mit</strong>, was für eine schöne<br />
Stelle das sei. Sie sahen sie sich an und stimmten mir zu, dann gingen wir<br />
weiter.<br />
Wir aßen noch zusammen <strong>mit</strong> Connolly im Skyland zu Mittag, danach<br />
verließ er uns, um zurück nach Rockfish Gap zu trampen, wo er seinen<br />
Wagen abgestellt hatte. Katz und ich verabschiedeten uns und zogen weiter,<br />
dazu waren wir schließlich hergekommen. Der erste Teil unseres Abenteuers<br />
war fast vorbei, weshalb sich auf dem Endspurt Richtung Heimat eine<br />
gewisse Forschheit im Schritt einstellte. Wir wanderten noch drei Tage<br />
lang, aßen in Restaurants, wenn wir an welchen vorbeikamen, und kampierten<br />
in Schutzhütten, die wir jetzt wieder fast ganz für uns allein hatten. An<br />
unserem vorletzten Tag auf dem Trail, dem sechsten nach unserem Aufbruch<br />
in Rockfish Gap, waren wir die ganze Zeit unter einem trüben Himmel<br />
marschiert, als plötzlich ein kalter, stürmischer Wind aufkam. Die<br />
Bäume schwankten und bogen sich, Staub und Blätter wurden aufgewirbelt,<br />
und unsere Kleidung bauschte sich und flatterte uns am Leib. Ein Donnergrollen<br />
war zu hören, und dann fing es an zu regnen – ein kalter, elender,<br />
durchdringender Regen. Wir hüllten uns in Nyloncapes und stapften unerschütterlich<br />
weiter.<br />
Es wurde ein schrecklicher Tag, in jeder Hinsicht. Am frühen Nach<strong>mit</strong>tag<br />
stellte ich fest, daß ich den Regenschutz für meinen Rucksack verloren hatte<br />
(der sich aber übrigens als ein völlig nutzloses und unpraktisches Scheißding<br />
erwiesen hatte, für das ich 25 Dollar bezahlt hatte). In meinem Rucksack<br />
mußte jetzt fast alles entweder unangenehm feucht oder klatschnaß<br />
sein. Zum Glück hatte ich mir angewöhnt, meinen Schlafsack in zwei Müllbeutel<br />
einzuwickeln (die für 35 Cents), so daß wenigstens der trocken war.<br />
20 Minuten später, als ich unter einem Ast Zuflucht suchte, um auf Katz zu<br />
warten, kam dieser endlich und sagte sofort: »He, wo hast du denn deinen<br />
Spazierstock gelassen?« Ich hatte meinen schönen Stock verloren – plötzlich<br />
fiel mir ein, daß ich ihn an einen Baum gelehnt hatte, als ich stehengeblieben<br />
war, um mir die Schnürsenkel festzubinden. Ich war todtraurig.<br />
Der Stock hatte mich sechseinhalb Wochen lang durch die Berge begleitet,<br />
war ein Teil von mir geworden. Es war irgendwie eine Verbindung zu meinen<br />
Kindern, die mir sehr fehlten. Ich hätte in Tränen ausbrechen können.<br />
Ich sagte Katz, wo ich ihn wahrscheinlich liegengelassen hatte, an einer<br />
Stelle, die sich Elkwater Gap nannte und die ungefähr sechseinhalb Kilometer<br />
hinter uns lag.