Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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Gegenden in den südlichen Appalachen als »so wild und grauenhaft, daß<br />
man nicht ohne Erschauern davon berichten kann«. Und wenn schon Daniel<br />
Boone Muffensausen kriegt, sollte man sich besser vorsehen.<br />
Als die ersten Europäer in die Neue Welt kamen, gab es in dem Gebiet, das<br />
später als die »Lower 48« bezeichnet wurde, also dem nordamerikanischen<br />
Kontinent <strong>mit</strong> Ausnahme von Alaska, knapp 385 Millionen Hektar bewaldete<br />
Fläche. Der Chattahoochee Forest, durch den Katz und ich gerade<br />
trotteten, gehörte zu einem riesigen geschlossenen Baumbestand, der vom<br />
südlichen Alabama bis nach Kanada reichte, und noch weiter, von der At-<br />
lantikküste bis zum fernen Grasland entlang des Missouri River.<br />
Der größte Teil dieses Waldgebietes ist heute verschwunden, aber was geblieben<br />
ist, ist eindrucksvoll genug. Der Chattahoochee gehört zu einem 1,6<br />
Millionen Hektar – 16.000 Quadratkilometer – großen Staatsforst, der sich<br />
bis zu den Great Smoky Mountains und über vier Bundesstaaten erstreckt.<br />
Auf einer Karte der Vereinigten Staaten stellt er nur einen unbedeutenden<br />
grünen Fleck dar, erst zu Fuß erschließen sich seine kolossalen Ausmaße. In<br />
vier Tagen würden Katz und ich den nächsten Highway überqueren und erst<br />
in einer Woche wieder in eine Stadt kommen.<br />
Und so wanderten wir los. Wir wanderten Berge hinauf, durch verlassene<br />
Senken, entlang einsamer Gebirgskämme, <strong>mit</strong> Aussicht auf noch mehr Gebirgskämme,<br />
über grasgrüne, kahle Bergkuppen, steinige, sich windende,<br />
nervenaufreibende Abstiege hinunter und Kilometer um Kilometer durch<br />
dunklen, tiefen, einsamen Wald, auf dem knapp einen halben Meter breiten<br />
Wanderpfad, der durch weiße, rechteckige Markierungen angezeigt wurde –<br />
ein Balken, fünf Zentimeter hoch, 15 Zentimeter lang –, die in regelmäßigen<br />
Abständen in die graue Borke der Bäume geschnitzt waren. Wir wanderten<br />
und wanderten.<br />
Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern der entwickelten Welt ist<br />
Amerika immer noch zu einem erstaunlichen Teil ein Land der Wälder. Ein<br />
Drittel der Landfläche des nordamerikanischen Kontinents, Alaska ausgenommen,<br />
ist <strong>mit</strong> Bäumen bewachsen, 295 Millionen Hektar insgesamt.<br />
Allein Maine hat über vier Millionen Hektar unbewohntes Land. Das sind<br />
mehr als 40.000 Quadratkilometer, ein Gebiet, das um einiges größer ist als<br />
Belgien, ohne einen einzigen Bewohner. Nur zwei Prozent der Vereinigten<br />
Staaten werden als baulich erschlossen eingestuft.<br />
Etwa 97 Millionen Hektar der amerikanischen Wälder gehören dem Staat.<br />
Der größte Anteil davon, 77 Millionen Hektar, verteilt auf 155 Parzellen,<br />
wird vom U.S. National Forest Service unterhalten und steht je nachdem<br />
unter Verwaltung der National Forests, der National Grasslands oder der<br />
National Recreation Areas. Das hört sich an, als sei es unberührtes Land,<br />
ganz im Sinne der Ökologie, aber in Wahrheit sind weite Teile des Wald-