Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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Die Besitzerin, Joan Bishop, begrüßte uns herzlich und <strong>mit</strong> einer freundlichen<br />
Geschäftigkeit. Sie war eine muntere, weißhaarige Dame <strong>mit</strong> einem<br />
schweren Ostküstendialekt, und als sie an die Tür kam, wischte sie sich die<br />
mehlbestaubten Hände an der Schürze ab und bat uns <strong>mit</strong> unseren verdreckten<br />
Rucksäcken ohne einen Anflug von Mißbilligung in ihre blitzsaubere<br />
Diele.<br />
Es roch nach selbstgebackenem Kuchen, nach selbstgezüchteten Tomaten<br />
und nach frischer, von Ventilatoren und Klimaanlagen verschonter Luft –<br />
altmodische Sommergerüche. Sie nannte uns »Jungs« und benahm sich, als<br />
hätte sie uns seit Tagen, ja seit Jahren erwartet.<br />
»Meine Güte, Jungs, wie seht ihr denn aus!« gluckste sie vor Erstaunen und<br />
Freude. »Als hättet ihr schwer <strong>mit</strong> Bären gekämpft.«<br />
Wir müssen wirklich einen hübschen Anblick geboten haben. Katz war von<br />
seinem angstvollen Herumirren im Wald geradezu blutüberströmt, und die<br />
Erschöpfung stand uns ins Gesicht geschrieben.<br />
»Geht erst mal nach oben, Jungs, und wascht euch. Dann kommt runter auf<br />
die Veranda, und ich mache euch in der Zwischenzeit einen Eistee. Oder<br />
wollt ihr lieber Limonade? Egal, ich stelle beides hin. Und jetzt ab <strong>mit</strong><br />
euch!« Mit diesen Worten scheuchte sie uns nach oben.<br />
»Danke, Mom«, murmelten wir ein bißchen verwirrt, aber dankbar.<br />
Katz war augenblicklich wie verwandelt – so daß er sich vielleicht ein bißchen<br />
zu sehr wie zu Hause fühlte. Ich kramte gerade müde ein paar Sachen<br />
aus meinem Rucksack, als er plötzlich ohne anzuklopfen in meinem Zimmer<br />
stand und schnell die Tür schloß. Er war ganz aus der Fassung. Er war<br />
nur <strong>mit</strong> einem in der Eile um die Hüften gewickelten Handtuch bekleidet.<br />
»Eine kleine alte Dame«, sagte er völlig verdutzt.<br />
»Wie bitte?«<br />
»Im Flur ist eine kleine alte Dame«, sagte er.<br />
»Das ist schließlich eine Pension«, sagte ich.<br />
»Ach ja, das hatte ich ganz vergessen.« Er öffnete die Tür einen Spalt breit,<br />
spähte hinaus und verschwand, ohne sich weiter darüber auszulassen.<br />
Nachdem wir geduscht und uns umgezogen hatten, setzten wir uns zu Mrs.<br />
Bishop auf die Veranda, sanken dankbar in die großen alten Gartenstühle<br />
und streckten die Beine von uns, so wie man es eben macht, wenn es heiß<br />
ist und man müde ist. Ich hoffte, Mrs. Bishop würde uns erzählen, wie viele<br />
Wanderer sie schon bei sich aufgenommen hätte, die sich dem Appalachian<br />
Trail ebenfalls geschlagen gegeben hatten, aber soweit sie sich erinnerte,<br />
waren wir die ersten.<br />
»Gestern stand in der Zeitung, ein Mann aus Portland ist auf den Katahdin<br />
geklettert, um auf dem Gipfel seinen achtundsiebzigsten Geburtstag zu<br />
feiern«, sagte sie, um ein Gespräch anzufangen.