06.12.2012 Aufrufe

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

den Stellen, wo der Schnee liegenblieb, war er naß und schwer und türmte<br />

sich immer höher, so daß es bald unmöglich sein würde weiterzugehen und<br />

wir Schutz suchen mußten, ob wir wollten oder nicht. Es gab nichts, wo<br />

man ein Zelt hätte aufschlagen können, bemerkte ich <strong>mit</strong> Besorgnis, zu<br />

beiden Seiten nur steiler, bewaldeter Hang. Über eine lange Strecke, länger<br />

als er laut Karte sein sollte, verlief der Forstweg schnurgerade, selbst wenn<br />

er weiter vorn auf den Wanderweg abbog, gab es keine Gewißheit – nicht<br />

mal eine Wahrscheinlichkeit –, daß wir den Trail auch tatsächlich finden<br />

würden. Mitten im Wald und bei dem Schnee konnte man wenige Meter<br />

neben dem Trail stehen und ihn trotzdem nicht sehen. Es wäre der reine<br />

Wahnsinn gewesen, den Forstweg zu verlassen und den Wanderweg zu suchen.<br />

Andererseits war es wahrscheinlich genauso wahnsinnig, dem Forstweg<br />

bei Schneesturm bis in höchste Lagen zu folgen.<br />

Ganz allmählich, und schließlich deutlich erkennbar, fing der Weg an, um<br />

den Berg herum zu führen. Nachdem wir uns ungefähr eine Stunde lang<br />

schwerfällig durch immer tieferen Schnee vorgearbeitet hatten, kamen wir<br />

an eine flache Stelle, wo der Wanderweg – jedenfalls irgendein Wanderweg<br />

– auf der Rückseite des Albert Mountain auftauchte und weiter in ein ebenes<br />

Waldgebiet führte. Ich sah verdutzt und wütend auf meine Karte. Sie<br />

enthielt keinerlei Hinweis auf diese Stelle, aber dann entdeckte Katz eine -<br />

weiße Markierung 15 Meter weiter zwischen den Bäumen, und wir schrien<br />

vor Freude. Wir hatten den Appalachian Trail wiedergefunden. Nur ein paar<br />

hundert Meter weiter befand sich eine Schutzhütte. Der Wandergott war uns<br />

noch einmal gnädig gewesen.<br />

Der Schnee reichte uns schon bis zu den Knien, und wir waren müde. Wir<br />

staksten durch die weiße Pracht, so gut es ging, und Katz schrie noch einmal<br />

vor Freude auf, als wir an ein Hinweisschild kamen, das an einem Ast<br />

befestigt war und auf einen Weg zum Big Spring Shelter hinwies. Die<br />

Schutzhütte, eine einfache Holzkonstruktion, zu einer Seite offen, stand auf<br />

einer verschneiten Lichtung, einem traumhaften Winterwunderland, gut 100<br />

Meter neben dem Hauptwanderweg. Selbst aus der Entfernung konnten wir<br />

erkennen, daß die offene Seite dem Wind zugekehrt war und daß eine<br />

Schneewehe bis zum Rand des Schlafpodestes reichte. Wenn schon nicht<br />

mehr, dann bot die Hütte wenigstens eine Zuflucht.<br />

Wir überquerten die Lichtung, setzten unsere Rucksäcke auf dem Podest ab<br />

und sahen im selben Moment, daß noch zwei andere Menschen da waren –<br />

ein Mann und ein etwa 14 Jahre alter Junge. Jim und Heath, Vater und<br />

Sohn, kamen aus Chattanooga, und die beiden waren gutgelaunt, freundlich<br />

und ließen sich nicht im mindesten von dem Wetter abschrecken. Sie seien<br />

nur für eine Wochenendtour hergekommen, sagten sie uns (ich hatte gar<br />

nicht gemerkt, daß Wochenende war), und wußten, daß das Wetter schlimm

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!