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Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf

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ereits in der Woche, bevor Katz dazustieß, zur Erkundung weiter westlich,<br />

um den Rangeley und den Flagstaff Lake, ein bißchen gewandert, und ich<br />

hatte das Gefühl, als würde ich das Gelände einigermaßen kennen. Trotzdem<br />

war es der reinste Schock.<br />

Es war das erste Mal seit vier Monaten, daß ich wieder einen vollbepackten<br />

Rucksack aufsetzte. Ich konnte kaum fassen, wie schwer das Ding war,<br />

konnte kaum fassen, daß ich es je hatte fassen können. Der Druck war unausweichlich<br />

und entmutigend. Aber wenigstens war ich zwischendurch<br />

mal gewandert. Katz, das war sofort zu sehen, fing wieder bei Null an –<br />

eigentlich noch davor, genauer gesagt. Von Caratunk aus führte ein sanfter,<br />

acht Kilometer langer Anstieg zu einem großen See, dem Pleasant Pond.<br />

Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber ich bemerkte gleich, daß Katz<br />

<strong>mit</strong> unglaublicher Anstrengung einen Fuß vor den anderen setzte und<br />

schwer atmete. Sein Gesicht zeigte einen entsetzten Ausdruck, als würde er<br />

sich fragen: Wo bin ich hier bloß gelandet?<br />

Wenn ich mich nach seinem Befinden erkundigte, konnte er immer nur in<br />

höchst erstauntem Tonfall »Mann, oh Mann!« von sich geben, und als er bei<br />

der ersten Pause nach einer Dreiviertelstunde den Rucksack auf den Boden<br />

plumpsen ließ, entfuhr ihm ein aus tiefster Seele kommendes »Schaaaaaaeiße!«<br />

– keuchend und schleppend, ein Geräusch, als würde sich jemand auf<br />

einem prallen Kissen niederlassen. Es war ein schwüler Nach<strong>mit</strong>tag, und<br />

Katz war schweißüberströmt. Er holte eine Wasserflasche hervor und trank<br />

sie zur Hälfte aus. Dann sah er mich <strong>mit</strong> einem leicht verzweifelten Blick<br />

an, setzte den Rucksack wieder auf und tat wortlos seine Pflicht.<br />

Pleasant Pond ist ein Ferienort. Man hörte das vergnügte Kreischen von<br />

Kindern, die keine hundert Meter entfernt im Wasser planschten und<br />

schwammen – obwohl wir von dem See selbst durch die Bäume hindurch<br />

nichts erkennen konnten. Ohne den Lärm hätten wir gar nicht gemerkt, daß<br />

es dort einen See gab, eine ernüchternde Erinnerung daran, wie beklemmend<br />

dicht ein Wald sein kann. Hinter dem See erhob sich der Middle<br />

Mountain, schlappe 760 Meter hoch, aber in einem steilen Winkel – bei<br />

heißem Wetter und einem klobigen Sack hinten drauf, der auf die schwachen<br />

Schultern drückt, ist das doppelt so anstrengend. Ich trabte lustlos<br />

weiter bis zum Gipfel. Katz fiel sehr schnell weit zurück und kam <strong>mit</strong> unendlicher<br />

Langsamkeit hinterhergeschlurft.<br />

Es war bereits nach sechs, als ich auf der anderen Seite am Fuß des Berges<br />

ankam und an einem Flüßchen namens Baker Stream, neben einem grasbewachsenen,<br />

kaum benutzten Forstweg, einen guten Lagerplatz für uns fand.<br />

Ich wartete ein paar Minuten auf Katz und schlug dann mein Zelt auf. Als er<br />

nach 20 Minuten immer noch nicht kam, machte ich mich auf die Suche<br />

nach ihm. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich ihn schließlich fand; seine

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