Picknick mit Baren - Bryson, Bill.pdf
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ern des Appalachian Trail bekannt ist und von dem <strong>mit</strong> Ehrfurcht gesprochen<br />
wird. Man könnte es auch das Wunder des Zufalls nennen, jedenfalls<br />
besagt es, daß häufig dann, wenn es besonders finster aussieht, irgend etwas<br />
passiert, das einen wieder Licht am Ende des Tunnels sehen läßt. Bei uns<br />
war es ein kleiner Pontiac Trans Am, der vorbeiflog und dann 100 Meter<br />
weiter <strong>mit</strong> quietschenden Reifen und in eine Staubwolke gehüllt am Straßenrand<br />
zum Stehen kam. Es war so weit weg von der Stelle, wo wir standen,<br />
daß wir kaum glauben konnten, das Auto hielte wegen uns, aber dann<br />
wurde der Rückwärtsgang eingelegt, und es kam auf uns zu, fuhr halb auf<br />
der Böschung, halb auf der Straße, sehr schnell und in Schlangenlinien. Ich<br />
stand wie festgenagelt. Am Tag davor hatten uns ein paar erfahrene Wanderer<br />
berichtet, daß sich die Leute im Süden manchmal einen Spaß daraus<br />
machten, auf Tramper, die vom Appalachian Trail kamen, zuzurasen, um im<br />
letzten Moment auszuweichen, oder ihre Rucksäcke zu überfahren, und ich<br />
hatte plötzlich den Verdacht, daß es sich hierbei um solche Leute handelte.<br />
Ich wollte gerade in Deckung springen, und selbst Katz machte schon Ansätze,<br />
sich zu erheben, als das Auto röhrend und wieder <strong>mit</strong> viel aufgewirbeltem<br />
Staub ein paar Meter vor uns stehenblieb und eine junge Frau den<br />
Kopf aus dem Fenster der Beifahrertür , steckte.<br />
»Wollta <strong>mit</strong>komm’?« rief sie.<br />
»Klar, und wie«, sagten wir und benahmen uns wie zwei brave Kinder.<br />
Wir rannten <strong>mit</strong> unseren Rucksäcken zu dem Wagen, schauten durch die<br />
Fenster und sahen ein sehr hübsches, sehr glückliches, sehr betrunkenes<br />
junges Pärchen. Die beiden waren höchstens 18 oder 19 Jahre alt. Die Frau<br />
goß aus einer zu drei Viertel leeren Flasche Wild-Turkey-Whiskey zwei<br />
Plastikbecher randvoll. »Hü« sagte sie. »Kommt rein.«<br />
Wir zögerten. Der Wagen war fast bis unter die Decke <strong>mit</strong> Zeug vollgepackt,<br />
Koffer, Kartons, Plastiktüten, stapelweise Kleider auf Bügeln. Es war<br />
ohnehin ein kleines Auto – und schon für die beiden ziemlich eng.<br />
»Mach mal ein bißchen Platz für die Herren, Darren«, befahl die junge<br />
Frau, und fügte dann erklärend hinzu: »Das ist Darren.«<br />
Darren stieg aus, begrüßte uns grinsend, machte den Kofferraum auf und<br />
stierte <strong>mit</strong> leerem Blick hinein, bis sich allmählich die Erkenntnis in seinem<br />
Gehirn breitgemacht hatte, daß er ebenfalls picke packe voll war. Darren<br />
war dermaßen betrunken, daß ich für einen Augenblick dachte, er würde im<br />
Stehen einschlafen, aber er kam wieder zu sich, fand ein Stück Schnur und<br />
band unsere beiden Rucksäcke geschickt aufs Dach. Dann schob er, die<br />
energischen Ratschläge und Proteste seiner Freundin überhörend, das Zeug<br />
auf dem Rücksitz ein bißchen zusammen, bis ein schmaler Hohlraum geschaffen<br />
war, in den Katz und ich uns quetschten, während wir unter Geächz<br />
und Gestöhn Entschuldigungen und Gefühle größter Dankbarkeit zum