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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Das Kreativzentrum Wolfen-Nord<br />

<strong>und</strong> mit Hilfe von Theoriebezügen die im Forschungsplan formulierten Fragen aufgreifen:<br />

• Welche Bedeutung hat <strong>Eigenarbeit</strong> für die Menschen im Kreativzentrum <strong>und</strong> in<br />

Wolfen-Nord?<br />

• Welche Bedeutung hat die Einrichtung für die Menschen im Stadtteil?<br />

Wir setzen also bildlich gesprochen die Theoriebrille der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> auf.<br />

Auch auf unsere Hypothesen möchten wir<br />

Bezug nehmen, indem wir die aus dem Material<br />

heraus belangvollen Aspekte aufgreifen <strong>und</strong> die Verknüpfungen zu unseren Vor-<br />

annahmen im Text erkennbar machen.<br />

Die Frage, wie es gelungen ist,<br />

dass in der Region Wolfen-Nord das Kreativzentrum<br />

trotz<br />

schwieriger Ausgangsbedingungen bestehen konnte, wollen wir u. a. im Resümee<br />

dieses Kapitels behandeln.<br />

3.3.1 Armutsstadtteil – <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Lebensweltorientierte <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> sieht den Menschen in seinen sozialen Bezügen,<br />

im jeweiligen Raum in der jeweiligen Zeit. Deshalb beginnen wir dieses Kapitel mit einer<br />

zusammenfassenden Einschätzung der Lebensbedingungen im Stadtteil Wolfen-<br />

Nord. Diese Einschätzung basiert auf den in den vorangegangenen Teilen dieser Ar-<br />

beit dargelegten Gesellschaftsanalysen,<br />

den ermittelten Daten aus dem Stadtteil <strong>und</strong><br />

auf der subjektiv wahrgenommen Lebenswirklichkeit, die sich in den Aussagen der<br />

Menschen ausdrückt.<br />

Im Stadtteil Wolfen-Nord ist <strong>Arbeit</strong>slosigkeit zu einer kollektiven Erfahrung der Menschen<br />

geworden. Das von Rifkin beschworene Ende der <strong>Erwerbsarbeit</strong> scheint hier be-<br />

reits Fakt geworden zu sein. Den Menschen wurde angesichts des fortbestehenden<br />

Mythos der <strong>Erwerbsarbeit</strong> bildlich gesprochen der Boden unter den Füßen weggezogen.<br />

„ Heute, wo die <strong>Arbeit</strong>skräfte verzichtbar sind <strong>und</strong> der industrielle Machtanspruch<br />

obsolet geworden ist, sind Menschen ohne Funktion zurückgeblieben“ (Müller 2003,<br />

S.3).<br />

Was uns die Befragten über das eigene Erleben der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> die Entwicklungen<br />

im Stadtteil berichtet haben, erinnert in erschreckender Weise an die Ergebnis<br />

se der Studie zu den Folgen von Massenarbeitslosigkeit von Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld<br />

<strong>und</strong> Hans Zeisel „Die <strong>Arbeit</strong>slosen von Marienthal“ von 1933. Diese Studie<br />

zeigt, dass länger<br />

dauernde <strong>Arbeit</strong>slosigkeit zu einem langsamen, aber stetigen Bruch<br />

der Planungs- <strong>und</strong> Lebensperspektive führt, verb<strong>und</strong>en mit Vereinsamung <strong>und</strong> Depressivität.<br />

Ursachen dafür sind nach Jahoda (vgl. 1982, S 96 f.) neben der Unsicherheit der ökonomischen<br />

Absicherung auch der Wegfall verschiedener anderer Erlebniskategorien,<br />

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