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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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<strong>Eigenarbeit</strong><br />

(Gebrauchswert für andere) <strong>und</strong> dass sie in zeitgemäß produktiver Weise erfolgt (adä-<br />

quate Produktivität). Der Prozess des <strong>Arbeit</strong>ens an sich <strong>und</strong> der mögliche (Sinn-<br />

)Nutzen des Tätigseins kann hierbei nicht im Vordergr<strong>und</strong> stehen, wäre dies der Fall,<br />

so handele es sich um Freizeitaktivitäten oder Hobby. Diese Abgrenzung ist ihnen<br />

wichtig, um den <strong>Arbeit</strong>sbegriff nicht zu verwischen 22 .<br />

Ihnen geht es um die Verbesserung der sozial- <strong>und</strong> wirtschaftsstrukturellen Bedingungen,<br />

unter denen für die Gesellschaft nützliche informelle Tätigkeiten geleistet werden<br />

<strong>und</strong> um Erforschung <strong>und</strong> Verbreitung entsprechender Modelle des ökonomischen Austauschs<br />

in der Gesellschaft. Durch Formalisierung <strong>und</strong> institutionelle Sicherung in so<br />

genannten Kooperationsringen könnten informelle Tätigkeiten in marktähnlichen Arrangements<br />

(z. B. Mit Hilfe einer Gutscheinwährung), unabhängig von Verwandtschaftsnetzen,<br />

Berufs- oder Altersgruppen ausgetauscht werden <strong>und</strong> einen Gegenpol<br />

zum Monopol der Geldwirtschaft bilden. Diese Form eines „Nebenmarktes“ nennen<br />

Heinze <strong>und</strong> Offe „organisierte <strong>Eigenarbeit</strong>“.<br />

Ulrich Mückenberger (1990, S.197) bezieht gleichfalls nahezu alle Bereiche des informellen<br />

<strong>Arbeit</strong>ens ein, so auch Versorgungsarbeit <strong>und</strong> bürgerschaftliche Aktivitäten im<br />

Gemeinwesen. Er betont als Wesensmerkmal von <strong>Eigenarbeit</strong> allerdings Eigensinn<br />

<strong>und</strong> Eigennutzen, also die subjektive Seite von <strong>Eigenarbeit</strong>. Gleichfalls sieht er <strong>Eigenarbeit</strong><br />

aber auch als „Gegenmodell zur vorherrschenden kapitalistischen Marktgesellschaft“<br />

(ebd. S.198).<br />

„<strong>Eigenarbeit</strong> meint letztlich nicht marktvermittelte <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>, die nicht fremdbestimmten<br />

Produktionsbedingungen unterliegt“ (ebd. S. 197). Der <strong>Arbeit</strong>scharakter wird<br />

im Vergleich zur Definition von Heinze/ Offe nicht explizit hervorgehoben.<br />

Adelheid Biesecker (2000, S. 7) fasst die Begriffsbestimmung etwas enger. Sie unterscheidet<br />

in ihren „Überlegungen zu einem erweiterten <strong>Arbeit</strong>sbegriff“ zwischen Erwerbs-,<br />

Versorgungs-, Gemeinwesen- <strong>und</strong> <strong>Eigenarbeit</strong>. In Anlehnung an Elisabeth<br />

Redler beschreibt sie <strong>Eigenarbeit</strong> als „selbstbestimmte <strong>Arbeit</strong> für sich allein“, diese Tätigkeiten<br />

können selbstversorgende sein oder auch produktive (kulturelle, soziale <strong>und</strong><br />

<strong>handwerkliche</strong> Produkte), nicht aber bürgerschaftliche Tätigkeiten oder Versorgung von<br />

anderen.<br />

Ihr geht es um ein verändertes Ökonomieverständnis, in dem Ökonomie eingebettet ist<br />

in soziale Mitwelt <strong>und</strong> natürliche Umwelt. Ein erweitertes Verständnis von <strong>Arbeit</strong> als<br />

„kooperative Vielfalt im Ganzen“ ist dafür entscheidend (vgl. ebd. S. 1). Eine Aufwer-<br />

22 Laut Heinze/ Offe setzt die Verwendung des Begriffes ‚<strong>Arbeit</strong>’ eine gesellschaftliche, d. h. sozial<br />

validierte Natur der Ziele <strong>und</strong> außerdem die Kritisierbarkeit der Tätigkeit unter Effizienz- <strong>und</strong><br />

Produktivitätsgesichtspunkten voraus (vgl. Heinze/ Offe 1990b, S. 106).<br />

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