I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Das Kreativzentrum Wolfen-Nord<br />
Dass das Gruppentreffen für die Frauen mehr ist, als „so ein ausgesprochener Kaffee-<br />
klatsch“ (RS 184), auch durch die Möglichkeit, die Werkstätten nutzen zu können, wur-<br />
de deutlich, als die Frauen berichteten, wie sie sich auch im Kreativzentrum bei Veranstaltungen<br />
als Gruppe präsentieren: als aktive <strong>und</strong> nach außen offene <strong>und</strong> interessierte<br />
Gruppe, die sich gerne auch engagiert zeigt <strong>und</strong> auch für andere einsetzt. Z. B. wurden<br />
für den nahe gelegenen Kindergarten Puppenkleider angefertigt oder für die Weihnachtsfeier<br />
eines anderen Vereins kleine „Schluckbullis“ (Schnapsfläschchen) verziert.<br />
„Denen (durch Ausstellungen) auch zu sagen: »So, das geht aus unserem Treff hervor’,<br />
nicht dass wir denen so sagen, wir sitzen bloß <strong>und</strong> <strong>und</strong>…gakeln dumm«“ (RD<br />
219-220). Es sieht für uns so aus, als sei dies für das Selbstbild der Frauen von Bedeutung.<br />
3.2.2 Motive <strong>und</strong> Nutzen der MitarbeiterInnen<br />
In diesem Kapitel stehen die MitarbeiterInnen im Fokus. Die Thematik, wie das Kreativzentrum<br />
allein mit ehrenamtlichen Kräften <strong>und</strong> „Maßnahme-Leuten“ geführt werden<br />
kann, nahm einen großen Raum in unseren Interviews ein. Wir erfuhren einiges über<br />
die Motive <strong>und</strong> den Nutzen der ehrenamtlichen Mitarbeit oder der Mitarbeit im Rahmen<br />
einer AGH nach § 16 (3) SGB II.<br />
Es liegt auf der Hand, dass die MitarbeiterInnen daraus einen eigenen Nutzen ziehen,<br />
für den sich ihr Engagement lohnt. Das freiwillige Engagement wird vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der Perspektivlosigkeit auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt zu einer alternativen, sinnvollen<br />
Beschäftigung. Ein Beispiel von Praktikantinnen der BWSA (Bildungswerk der Wirtschaft<br />
Sachsen-Anhalt) macht dies plastisch: „Obwohl das Jahr vorbei ist. Denen hat<br />
das so gut hier gefallen, die sind arbeitslos, <strong>und</strong> dann haben sie gesagt: »G., wenn du<br />
uns brauchst, ruf bloß an!« Ich brauch gar nicht anrufen, die kommen ganz von alleine“<br />
(L 138-144). Werner, der erst seit 4 Monaten den 1-€-Job macht, erzählt: „… ne Chance<br />
auf’m <strong>Arbeit</strong>smarkt hab ich gar nicht mehr Nee, <strong>und</strong> da kommt mir das grade gelegen“<br />
(M 178-179). Die Situation der Beschäftigungslosigkeit beschreiben die Anleiter<br />
folgendermaßen: F: „Da sitztste vorm Fernseher <strong>und</strong> stehst uff’m Balkon, mehr haste<br />
(...) bloß nicht“. W: „Da kommt der ganze Alkoholkonsum erstmal richtig zum, …zur<br />
Wallung hier“ (M 127-133).<br />
Die Beschreibung der Situation der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit nimmt auch in den Ausführungen<br />
der Leiterin einen breiten Raum ein. „Die ersten Jahre war ich wahrscheinlich so wie alle<br />
<strong>Arbeit</strong>slose: »Geh bloß nicht raus. Bleib in deinem Heim <strong>und</strong> da kannste dich verstecken«,<br />
so ungefähr. Und dann hab ich die Maßnahme hier gekriegt <strong>und</strong> (Pause)…ich<br />
hab mich eigentlich völlig gewandelt. Ich könnte gar nicht mehr zu Hause bleiben. Ich<br />
könnte gar nicht sagen…was mach ich denn jetzt den ganzen Tag hier zu Hause. (…)<br />
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