I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Standortbestimmung <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Einige bleiben dabei bewusst frei von normativen Bestimmungen, andere bekennen<br />
sich zu den von der IFWS genannten Zielen. 37 Da die von Hans Thiersch entwickelte<br />
Theorie der Lebensweltorientierten <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> im ausgehenden 20. <strong>und</strong> beginnenden<br />
21. Jahrh<strong>und</strong>ert großen Einfluss gewonnen hat <strong>und</strong> wohl die derzeit prominenteste<br />
theoretische Position zur <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> in Deutschland darstellt, werden wir die<br />
Funktions- <strong>und</strong> Gegenstandsbestimmung <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> von der Warte dieser Theorie<br />
aus vornehmen.<br />
4.2 Lebensweltorientierte <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Das von Hans Thiersch zunächst unter dem Stichwort „Alltagsorientierung“ entwickelte<br />
Konzept hat heute in allen <strong>Arbeit</strong>sfeldern der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> theoretische Ausdifferenzierung<br />
<strong>und</strong> praktische Konzeptionen unter dem Titel Lebensweltorientierung gef<strong>und</strong>en.<br />
Thiersch „selbst versteht das Konzept als eine mögliche Fokussierung sozialer<br />
<strong>Arbeit</strong>“ (Füssenhäuser/ Thiersch 2001, S. 1893; H. i. O.). Wir werden hier nur ganz<br />
grob die wesentlichen Punkte des Konzeptes darstellen, geordnet nach den Aspekten<br />
Ziele, gesellschaftliche Funktionen <strong>und</strong> Handlungsmaxime. Die Theorie in ihrer umfänglichen<br />
Gesamtheit kann jedoch nicht erläutert werden.<br />
4.2.1 Ziele<br />
Ausgehend von dem Gr<strong>und</strong>gedanken, dass <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> an den Erfahrungen der<br />
Menschen in jeweiligen Alltag anknüpfen muss, formuliert Thiersch als ein Ziel den gelingenderen<br />
Alltag der Individuen (vgl. Thiersch/ Grunwald/ Köngeter 2002). Lebensweltorientierte<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> orientiert sich an den AdressatInnen, an ihren eigenen<br />
Deutungen ihrer je eigenen Verhältnisse, Schwierigkeiten <strong>und</strong> Möglichkeiten. In ihrem<br />
Handeln bezieht die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> sich gleichermaßen auf subjektbezogene, wie auch<br />
auf gesellschaftliche Bedingungen. „Lebensweltorientierung heißt, auf die Probleme<br />
von Menschen so einzugehen, wie sie sich in der Lebenswelt ergeben, um ihnen so eine<br />
bessere, gelingendere Lebenswelt zu ermöglichen“ (Füssenhäuser/ Thiersch 2001,<br />
S. 1893).<br />
Hieraus ergibt sich bereits das zweite Ziel, nämlich die Stärkung der Emanzipation <strong>und</strong><br />
Demokratisierung. Es geht um die Stärkung der Ressourcen der Individuen, damit diese<br />
neue Erfahrungen <strong>und</strong> Formen der Selbstzuständigkeit erleben können. Als weiteres<br />
Ziel benennt Thiersch die Stärkung der sozialen Gerechtigkeit in der Gesellschaft<br />
37 Hiltrud von Spiegel greift in ihrem Kapitel „Das Handlungsfeld der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>“ (2006, S.<br />
19 ff.) die Vorschläge für Funktions- oder Gegenstandsbestimmungen aus vier neueren einflussreichen<br />
Theorien heraus. Die Theorien zeigen nach von Spiegel auf, zwischen welchen Polen<br />
<strong>und</strong> in welchen Kontexten sich die Diskussion um den Gegenstand der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> abspielt.<br />
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