I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />
strengungen zu unternehmen, dazuzugehören, mithalten zu können(siehe auch Kap. I<br />
4.5). Wer aber an den Zugängen zu <strong>Erwerbsarbeit</strong> scheitert oder einer individuell anderen<br />
Lebensauffassung folgt, muss auf materielle <strong>und</strong> soziale Sicherung (teilweise) verzichten<br />
<strong>und</strong> „in Kauf nehmen“, am Rand der Gesellschaft zu stehen. <strong>Erwerbsarbeit</strong> ist<br />
damit also eine Frage von Inklusion bzw. Exklusion.<br />
Wolfgang Bonß (vgl. 2002) entwirft vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ein Szenario, das von einer<br />
verschärften „Krise der Erwerbsgesellschaft“ ausgeht, in der sich die Kluft zwischen<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzbesitzern <strong>und</strong> Nichtbesitzern vertiefen wird. Er schlägt daher Kurskorrekturen<br />
vor, „deren Umsetzung auf eine allmähliche Transzendierung der Erwerbsgesellschaft<br />
bei gleichzeitiger Erweiterung des gesellschaftlichen <strong>Arbeit</strong>sverständnisses abzielen<br />
müssten“ (ebd., S. 17). Es kommt ihm dabei darauf an, dass es nicht um eine<br />
Abwertung der <strong>Erwerbsarbeit</strong> geht, sondern um eine gleichzeitige Anerkennung <strong>und</strong><br />
Wertschätzung von Tätigkeiten wie <strong>Eigenarbeit</strong> oder bürgerschaftlichem Engagement<br />
als wertvolle <strong>Arbeit</strong>. Transzendierung wird verstanden als Überschreiten der Grenzen<br />
der Erwerbsgesellschaft in eine Gesellschaft in der „eine Pluralisierung der <strong>Arbeit</strong>sformen<br />
zwischen <strong>Erwerbsarbeit</strong>, <strong>Eigenarbeit</strong> <strong>und</strong> (…) Bürgerarbeit“ gelebt werden kann.<br />
Hierzu müsste dann aber über eine Veränderung der Gewichtung der Einkommensquellen<br />
zwischen Erwerbs-, Kapital- <strong>und</strong> Transfereinkommen nachgedacht werden.<br />
Bonß macht zwar auf den Reflexions- <strong>und</strong> Handlungsbedarf sowohl auf der Ebene der<br />
materiellen Absicherung der Menschen als auch auf der Ebene der Integrationskraft<br />
der unterschiedlichen Tätigkeiten aufmerksam; wie genau diese Schritte vollzogen<br />
werden könnten, darauf geht er jedoch nicht ein. Mit seinen Vorschlägen nähert er sich<br />
auf der Handlungsebene der Position der Vertreter des Endes der <strong>Erwerbsarbeit</strong> einen<br />
großen Schritt an.<br />
Wir möchten abschließend zusammenfassen:<br />
Angesichts der über einen langen Zeitraum stetig gestiegenen <strong>Arbeit</strong>slosenzahlen<br />
sprechen Wissenschaftler von einem Ende, einem Wandel oder einer Krise der <strong>Erwerbsarbeit</strong><br />
<strong>und</strong> der <strong>Erwerbsarbeit</strong>sgesellschaft. Die Verwendung der Begriffe gleicht<br />
dabei teilweise einem Verwirrspiel.<br />
Wir stellen fest, dass<br />
1. in der Zweiten Moderne <strong>Erwerbsarbeit</strong> weiterhin als zentrales Moment der Vergesellschaftung<br />
funktioniert <strong>und</strong> ein verallgemeinertes Leitmodell darstellt. Insofern<br />
besteht die <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft der ersten Moderne in den Köpfen weiter<br />
fort.<br />
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