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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

Im 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert kam durch die philosophischen Ansichten der Aufklärer<br />

(Kant, Hegel u. a.) eine weitere neue Dimension hinzu, die ins heutige Denken hineinreicht.<br />

<strong>Arbeit</strong> wurde nicht nur als Quelle von Wohlstand <strong>und</strong> Reichtum positiv bewertet,<br />

ihr wurde zudem auch eine schöpferisch-kreative Seite beigemessen. Kocka (2001,<br />

S.2) schreibt: „Bis 1800 hatte sich in der westlichen Zivilisation der <strong>Arbeit</strong>sbegriff ein<br />

Stück weit aus seiner früher dominanten Verbindung zu Kampf, Not <strong>und</strong> Mühsal gelöst,<br />

aufs schöpferisch kreative hinbewegt <strong>und</strong> als Kern menschlicher – jedenfalls bürgerlicher<br />

– Identitätsbildung empfohlen“. Insbesondere im Bürgertum rückte der Leistungsgedanke<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> in Zusammenhang mit <strong>Arbeit</strong>, „der Bürger“ definierte seinen<br />

Status über die eigene Leistung <strong>und</strong> setzte sich so vom privilegierten (Feudal-<br />

)Adel ab (vgl. Bonß 2002, S.8).<br />

Wie wir sehen, enthält der <strong>Arbeit</strong>sbegriff unterschiedliche moralische Bedeutungsüberformungen,<br />

die bis heute sowohl Gegenstand intellektueller, wissenschaftlicher Diskurse<br />

sind (Richard Sennet, Oskar Negt, André Gorz…) als auch die reale politische Debatte<br />

bestimmen: Debatte um Mindestlöhne oder Gr<strong>und</strong>einkommen, Dauer der<br />

Zahlung von <strong>Arbeit</strong>slosengeld. Ökonomische Aspekte spielen bei diesen Streitfragen<br />

selbstverständlich auch immer eine Rolle. Letztendlich ist es aber immer auch eine<br />

Frage des Menschenbildes, welchen Rahmen die Politik schafft.<br />

1.1.2 Die Wirtschaftsordnung <strong>und</strong> die <strong>Arbeit</strong> – historischer Zugang<br />

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den europäischen Raum, eine grobe<br />

Skizze soll den strukturellen Wandel <strong>und</strong> seine sozialen Folgen in seinen wesentlichen<br />

Zügen nachzeichnen. Die Darstellung der Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> ihrer Einflüsse auf die Gesellschaften <strong>und</strong> das <strong>Arbeit</strong>sverständnis beginnen wir mit<br />

der Zeit der Auflösung der feudal-ständischen Ordnung, nach dessen Ende sich das<br />

kapitalistische Wirtschaftsprinzip mehr <strong>und</strong> mehr durchsetzte. Es fanden umwälzende<br />

Veränderungen statt, Organisation, Charakter <strong>und</strong> Bewertung der <strong>Arbeit</strong> betreffend.<br />

Wir möchten im Folgenden versuchen, die genannten einzelnen Aspekte als grobe Linien<br />

bis in die heutige Zeit zu skizzieren, um sie dann im Anschluss in einem Portrait<br />

der modernen <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft zusammenzuführen.<br />

Die Kennzeichen des Kapitalismus waren die nun neue, freie Vertragsbildung (zumindest<br />

formal) zwischen Unternehmer <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>er, die Steuerung der Wirtschaftsprozesse<br />

über den Markt (Angebot <strong>und</strong> Nachfrage) <strong>und</strong> das Streben nach Gewinn (s. o.).<br />

Die Entwicklungen im Bereich der Technik, insbesondere die Erfindung der Dampfmaschine,<br />

die die Produktion unabhängiger werden ließ von der menschlichen <strong>Arbeit</strong>skraft<br />

<strong>und</strong> Energie, beschleunigten den Veränderungsprozess <strong>und</strong> griffen tief in die <strong>Arbeit</strong>s-<br />

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