I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />
• Entfremdung der <strong>Arbeit</strong>er von der <strong>Arbeit</strong>. Nach Marx verlieren die <strong>Arbeit</strong>er den Bezug<br />
zum Produkt <strong>und</strong> die Kontrolle über den <strong>Arbeit</strong>sprozess <strong>und</strong> die Produktionsmittel<br />
(vgl. Marx bei Gorz 1989, S.42).<br />
• <strong>Arbeit</strong> wird zur Ware. Sie wird zum Zweck des Gelderwerbs ausgeübt <strong>und</strong> bekommt<br />
einen Tauschwert zugewiesen (vgl. Gorz 1998, S.40 ff.).<br />
• <strong>Arbeit</strong> wird zum Beruf. Das Modell der Berufsarbeit auf Lebenszeit wird zur Norm<br />
für Männer, <strong>Arbeit</strong>steilung führt zu Spezialisierung in allen Bereichen, es entstehen<br />
Berufsgruppen. <strong>Soziale</strong> Beziehungen innerhalb der Sphäre der <strong>Arbeit</strong> gewinnen an<br />
Bedeutung (vgl. Kocka 2001, S. 4).<br />
• <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Beruf bilden die Identifikationsgr<strong>und</strong>lage für Männer. Es entsteht ein<br />
Ausbildungswesen mit entsprechenden Abschlüssen. Damit wird <strong>Arbeit</strong> zur Basis<br />
von individueller <strong>und</strong> sozialer Identität <strong>und</strong> entfaltet vergesellschaftende Wirkung<br />
(ebd.).<br />
Wert <strong>und</strong> Stellenwert der <strong>Arbeit</strong><br />
• Menschliche <strong>Arbeit</strong> wird zum Kostenfaktor in der Produktion. Die Marktlogik führt<br />
dazu, dass der Tauschwert einer <strong>Arbeit</strong> ihren Wert bestimmt, der eigentliche Bedarf<br />
verliert an Bedeutung. Ein Teil der <strong>Arbeit</strong>, vorwiegend der produktive Teil, wird<br />
monetarisiert 4 . Nichtbezahlte Tätigkeiten <strong>und</strong> Subsistenz werden als nichtproduktiv<br />
angesehen <strong>und</strong> gegenüber Lohnarbeit abgewertet (Giarini/ Liedtke1998,<br />
S. 92).<br />
• Die Vorstellung von einer „weiblichen“ <strong>und</strong> einer „männlichen“ <strong>Arbeit</strong>ssphäre setzt<br />
sich durch. Die Mutterrolle wird ideologisch überhöht. Gleichzeitig wird Hausarbeit<br />
als nicht produktive <strong>Arbeit</strong> finanziell abgewertet (vgl. Bock/ Duden 2000 [1977], S.<br />
31).<br />
• Das Modell der Ernährer-Hausfrauen-Ehe wird geschaffen <strong>und</strong> gesellschaftlich <strong>und</strong><br />
rechtlich 5 verfestigt. Es gilt die Vorstellung, dass das Einkommen des Mannes so<br />
bemessen sein muss, dass es die gesamte (Klein-)Familie ernährt. Fraueneinkommen<br />
sind dagegen niedriger bemessen, u. a. mit der Argumentation, dass sie<br />
nur einen Hinzuverdienst darstellen (vgl. Giarini/ Liedtke 1998, 113).<br />
4 Giarini/ Liedke verwenden die Terminologie „monetarisiert“ <strong>und</strong> „nicht monetarisiert“ <strong>und</strong><br />
schaffen so eine klare Trennung von zwei Systemen, in beiden wird ihrer Überzeugung nach<br />
jeweils durch <strong>Arbeit</strong> Wohlstand geschaffen. Im monetarisierten System wird ein Tauschwert angenommen,<br />
im nicht monetarisierten System findet kein Austausch statt, die <strong>Arbeit</strong> geschieht im<br />
Wesentlichen zur Eigenproduktion (vgl. Giarini/ Liedtke 1998, S. 37).<br />
5 Nach § 1356 BGB durfte die eine verheiratete Frau nur insoweit berufstätig sein, als es mit ihren<br />
Pflichten in der Familie zu vereinbaren war. Die Verpflichtung, zum Familienunterhalt beizutragen,<br />
erfüllte die Frau in der Regel durch die Führung des Haushaltes. Erst im Eherechtsänderungsgesetz<br />
von 1977 (!) fand eine Abkehr vom Leitbild der Hausfrauen-Ehe statt <strong>und</strong> diese<br />
Norm wurde neu gefasst (vgl. Deinert 1995).<br />
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