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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Das Kempodium e. V. – Allgäuer Zentrum für Eigenversorgung<br />

legt, die Menschen zum selbst Tun zu ermutigen <strong>und</strong> anzuregen. Herr Slavicek schilderte:<br />

„(…) viele meinen ja auch, wir machen Auftragsarbeiten <strong>und</strong> kommen dann <strong>und</strong><br />

sagen ‚ich bräuchte dieses Schränkchen’ <strong>und</strong> dann sagen wir ‚ja nee, muss man natürlich<br />

hier bei uns selber machen, also wir nehmen da keine Aufträge entgegen.’ Und die<br />

dann sagen ‚ja, aber ich trau mich nicht, diese Maschine anzufassen <strong>und</strong> ich hab zwei<br />

linke Hände’ oder so was, des kommt relativ häufig. Und wenn man die Leute aber sozusagen<br />

überzeugen kann ‚probier´s mal, sprich mal mit unserem Fachberater’ (…) s’<br />

gibt Menschen, die dann ja wirklich die halbe Wohnungseinrichtung gemacht haben,<br />

die also wirklich (…) da das Talent zum Schreinern entdeckt haben oder einfach sich<br />

da ihrer Fähigkeiten (…)bewusst geworden sind: ‚Ich kann was selber machen, selbst<br />

auf die Beine stellen.’ Also das ist, denk ich, schon das, was funktioniert“ (MS 550-<br />

562).<br />

Diese Einschätzung zur <strong>Arbeit</strong>sweise ist im Kempodium verb<strong>und</strong>en mit dem Begriff der<br />

<strong>Eigenarbeit</strong>. Martin Slavicek umschreibt ihn mit „selber aktiv werden, selber Hand anlegen,<br />

eigene Talente entdecken“ (MS 540). Auf die Frage, welche Wirkungen durch<br />

<strong>Eigenarbeit</strong> bei den Menschen zu beobachten sind, antwortet er: „Dass sie wirklich –<br />

ja, auch wenn sie’s nicht vorher hatten, dass sie ein gewisses Selbstvertrauen, oder<br />

Zutrauen bekommen.“ (MS 547-549). Dies sei z. B. bei Jugendlichen, die im Rahmen<br />

von Schulprojekten in den Werkstätten tätig seien, häufig zu beobachten. Immer wieder<br />

käme es vor, dass einzelne Jugendliche „merken, nur das Lernen <strong>und</strong> die Theorie<br />

ist nicht alles oder die halt in der Klasse schlecht sind, schlechte Noten haben, (…)<br />

dann aber plötzlich vor den anderen glänzen können, weil sie einfach ein Verständnis<br />

für Holz haben <strong>und</strong> das beste Werkstück herstellen können, weil einfach im praktischen<br />

Tun ihre Talente liegen“ (MS, 562-568). Für ihn ist das eine schöne Bestätigung,<br />

dass „durch das Tun, das Selbermachen irgendwie ein Mensch wachsen oder reifen“<br />

(MS 570) kann.<br />

Dabei entstand für uns der Eindruck, dass die Beratung neben der Ermutigung freilassend,<br />

also nicht bevorm<strong>und</strong>end ist. Die BeraterInnen sind im Hintergr<strong>und</strong> anwesend,<br />

geben bei Bedarf Tipps, wie das Werkstück aus ihrer Sicht am besten gelingt, respektieren<br />

aber dennoch den Eigensinn der NutzerInnen.<br />

<strong>Arbeit</strong>sweise <strong>und</strong> Gender: „Also offensichtlich ist es nicht unbedingt Männerdomäne“<br />

Von Herrn M in die R<strong>und</strong>e gebracht wurde der Genderaspekt in den Kempodium-<br />

Werkstätten, insbesondere bezogen auf die Holzwerkstatt: „…was mich hier fasziniert<br />

hat, dass es erstaunlich viele Frauen gibt. Die reinkommen <strong>und</strong> so voller Elan da irgendwo<br />

an der Kreissäge da was sägen <strong>und</strong> was basteln. Also das war für mich persönlich<br />

´ne Überraschung. (…) (lacht) also das ist bemerkenswert! Das hat mich sehr<br />

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