I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />
Zusätzlich zu den persönlichkeitsstärkenden Momenten sehen wir soziale Potenziale in<br />
Settings <strong>handwerkliche</strong>n Tuns.<br />
Gemeinsames <strong>Arbeit</strong>en in Gemeinschaftsprojekten kann eine Brücke zwischen Menschen<br />
untereinander bilden, so dass eine „Begegnung über das Werkstück“ entstehen<br />
kann (Kühnlein 1997, S. 45). Eine solche Begegnung kann Erfahrungen gemeinsamen<br />
Miteinanders ermöglichen. Dieses kann sowohl Momente gegenseitiger Unterstützung<br />
als auch konfliktbesetzte Augenblicke enthalten, die es zu lösen gilt. Somit wird soziales<br />
Lernen möglich <strong>und</strong> soziale Kompetenzen können über ein gemeinsames Medium,<br />
ein kollektives Ziel erfahren <strong>und</strong> erweitert werden.<br />
Wenn ein entsprechend zugänglicher Rahmen in Form eines Bürgertreffs gegeben ist,<br />
wie z. B. im Haus der <strong>Eigenarbeit</strong>, kann <strong>handwerkliche</strong>s <strong>Arbeit</strong>en auch integrative Wirkungen<br />
haben, denn hier können Menschen unterschiedlichen Interesses zusammentreffen<br />
<strong>und</strong> sich über die <strong>Arbeit</strong> begegnen.<br />
Beim <strong>handwerkliche</strong>n <strong>Arbeit</strong>en in pädagogischen Kontexten (siehe auch weiter unten)<br />
kann in der Beziehungsarbeit zwischen AdressatInnen <strong>und</strong> Professionellen <strong>handwerkliche</strong>s<br />
<strong>Arbeit</strong>en die Funktion eines „Gemeinsamen Dritten“ (Wedekind 1986, S.98) übernehmen,<br />
eine Art Türöffner im Sinne eines niederschwelligen Zugangs, der Anknüpfungspunkt<br />
für weitere Themen sein kann, die auf direktem Weg – nur über das<br />
Medium Sprache – vielleicht nicht möglich sind.<br />
Bezug zu Dingen, die uns umgeben<br />
Wir gehen davon aus, dass über aktives, handwerklich-kreatives Tun ein direkter Bezug,<br />
eine persönliche Verbindung zu den Materialien <strong>und</strong> Dingen entsteht, die erstellt<br />
werden. Es gibt eine gemeinsame Geschichte. Diese ist einerseits sehr individuell,<br />
denn jeder Mensch verbindet mit dem Entstehungsprozess eigene Erinnerungen <strong>und</strong><br />
Gefühle, mit unterschiedlicher Prägung <strong>und</strong> Intensität. Aber auch Gemeinschaftsgefühle<br />
können – z. B. durch Gruppenprojekte – eine Verbindung darstellen.<br />
Wenn die entstandenen Objekte Gebrauchsgegenstände im Alltag darstellen, die verwendet<br />
werden oder einfach in der täglichen Umgebung präsent sind, kann die Identifikation<br />
mit den unmittelbaren Lebensräumen erhöht werden <strong>und</strong> es kann zu einer größeren<br />
Achtsamkeit <strong>und</strong> Wertschätzung gegenüber Dingen kommen. Die folgende<br />
Aussage eines Hauptschülers aus München, der mit seiner Klasse im HEi an einem<br />
Projekt teilgenommen hat, verdeutlicht diesen Punkt: „Wir machen das Schülercafé<br />
selber. Wir brauchen keine Möbel zu kaufen. Dann gehen wir besser damit um, weil wir<br />
an die schwere <strong>Arbeit</strong> denken, die darin steckt.“ (Zitat aus: Redler 2006, S. 10).<br />
Aspekte des Wohlfühlens <strong>und</strong> der eigenen Verortung <strong>und</strong> Zugehörigkeit in der alltäglichen<br />
Umgebung spielen dabei aus unserer Sicht eine entscheidende Rolle.<br />
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